Sonntag, 29. Dezember 2013

Merry (Late) Christmas and a Happy New Year!

Merry Christmas to everyone! Tatsächlich ist aber alles schon wieder vorbei. So schnell mein erstes Weihnachten in Amerika auch gekommen mein sag, so schnell ist es auch wieder vorüber und jetzt steht das neue Jahr vor der Tür. Dieses Weihnachten war in vielerlei Hinsicht anders, als all die vorherigen. Lasst uns erstmal mit der Vorweihnachtszeit beginnen. Schon da gab es so einige Dinge, die ich aus Deutschland vermisst habe. Zum Glück haben meine Eltern mir ein Paket zugeschickt, indem wenigstens einige typisch deutsche Weihnachtssachen drin waren. Dazu gehörte unter Anderem ein Adventskalender und Lebkuchen. So wurde ich wenigstens ein bisschen auf Weihnachten eingestimmt. Leider gibt es hier in New York keine wirklichen Weihnachtsmärkte und das liebe ich so unglaublich an der Vorweihnachtszeit. Manches mal wäre ich einfach echt gerne zwischen ein paar Buden umhergelaufen und hätte an einem Glühwein (natürlich alkoholfrei!:D) geschlürft. Von Zuhause bin ich gewohnt, dass es an allen vier Sonntagen bevor Weihnachten ein unglaubliche riesiges und leckeres Adventsfrühstück gibt. Auch das gibt es hier nicht. Von vorne rein war im Grunde alles anders, weil meine Gasteltern, Beatrice und Tim, keine Kinder haben und dadurch hat Weihnachten bei ihnen im Haus sowieso eine andere Bedeutung. Trotzdem hatte ich einen schönen letzten Monat und das obwohl ich nie so wirklich in Weihnachtsstimmung gekommen bin und ich das erste Mal ein wenig Heimweh hatte. Im Gegensatz zu Deutschland lag bei uns nämlich schon ein halber Meter Schnee und es war eisig kalt. Dadurch war Weihnachten natürlich genauso wie man sich das vorstellt mit Schnee und Kälte. Sogar Ski gefahren bin ich schon zusammen mit Beatrice. Des Weiteren sind die amerikanischen Weihnachtsfilme und Weihnachtslieder einfach unschlagbar. Obwohl wir viele davon auch in Deutschland haben, findet man hier noch so einige Neue und natürlich ist es was ganz Anderes, die Filme und Lieder in ihrem Ursprungsland Amerika zu sehen bzw. hören. Da der 24. Dezember hier noch als ganz normaler Arbeitstag gilt und man die Geschenke sowieso erst am Morgen des 25. bekommt, haben wir nichts wirklich Besonders gemacht. Beatrice musste arbeiten und Tim ist mit mir zusammen noch mal ein bisschen Last-Minute Shopping gemacht. Am Abend ging es dann zu Freunden und das erste richtige Weihnachtsessen stand an. Das Schöne war, dass es Kassler als Hauptgericht gab und da meine Familie zuhause immer Fondue zu Weihnachten macht (& Kassler ist bei uns immer ein Bestandteil davon), fühlte ich mich wenigstens ein bisschen in Weihnachtsstimmung versetzt. Um 22 Uhr sind meine Gasteltern und ich zum Gottesdienst gegangen. Der hat die Weihnachtsstimmung auch noch mal gesteigert, weil es richtig schön weihnachtlich war und der Chor so unglaublich schön gesungen hat. Dazu kam noch, dass es draußen geschneit hat. Als wir wieder Zuhause waren wollten wir eigentlich nur ein paar Geschenke öffnen, doch letztendlich konnten wir uns alle nicht mehr zurückhalten und haben gleich alle geöffnet. Mein Geschenkehaufen unter unserem riesigem Tannenbaum war bei Weitem der Größte und so viele Geschenke wie ich dieses Jahr bekommen habe, gab es für mich an Weihnachten noch nie. Meine Gasteltern hatten mich schon vorgewarnt. Sie meinten, dass sie es vielleicht ein bisschen übertrieben haben, weil sie nicht genau wussten, wie viele Geschenke man seinen Kindern schenkt. Ich glaube, dass sie etwas über dem Durchschnitt gelandet sind, aber mich hat es umso mehr gefreut. Sie haben mir zum größten alle mögliche Klamotten geschenkt. Von T-Shirts, über Pullover, zu Mützen und Schals. Wahrscheinlich muss ich jetzt für den Rest meines Jahres gar keine weiteren Sachen mehr kaufen. Sonst gab es noch neue Kopfhörer, ein paar Gutscheine für Kino & Co, einen Kalender und noch viele weitere kleine Dinge. Natürlich habe ich sofort ein schlechtes Gewissen bekommen, da ich natürlich nicht annähernd so viele Geschenke für die Beiden besorgt hatte, doch darauf meinte Tim, dass ich an sich schon ein ganz großes Geschenk für ihn und Beatrice bin. Da ist mir richtig warm ums Herz geworden und ich war richtig glücklich. Die Beiden sind einfach die besten Gasteltern auf der ganzen weiten Welt und wir sind mittlerweile zu einer kleinen Familie geworden. Es ist schon unglaublich interessant zu beobachten, wie Tim und Beatrice sich vom ersten Tag unser Begegnung an verändert haben. Wie sie von einem verheirateten Paar zu richtigen Eltern geworden sind.
Am 25. Dezember, dem ersten und einzigen Weihnachtstag in Amerika, haben wir erstmal ausgeschlafen und sind dann mittags zu Freunden. Dort haben wir den restlichen Tag verbracht und ein weiteres köstliches Weihnachtsessen zu uns genommen. Weihnachten ist schon fast so wie Thanksgiving: Essen, essen, essen :D Als wir wieder Zuhause waren, wollten wir eigentlich alle nur noch ins Bett und dadurch ist nichts Großes mehr passiert.
Der 26. Dezember wurde für mich letztendlich doch noch zu einem zweiten Weihnachtstag, weil die Pakete meiner Eltern aus Deutschland endlich ankamen. So gab es noch mal ein weiter Bescherung und ich hab mich richtig gefreut. Am ersten Januar geht's runter nach New York City. Als erstes dachte ich, dass wir das neue Jahr auf dem Times Square entgegen nehmen, aber Beatrice hat mir erzählt, dass da einfach zu viele Leute sind und es keinen Sinn macht, Stunden lang in der Kälte zu warten um dann am Ende nur betrunkene Leute grölen zu hören. Das neue Jahr werde ich deswegen wahrscheinlich nur mit ein paar Freunden empfangen. Ich freue mich schon riesig. endlich mal zwischen den riesigen Wolkenkratzern zu stehen und all die berühmten Plätze zu sehen, die man aus  NYC so kennt.


Post aus Deutschland!


Der Weihnachtsbaum (auf der rechten Seite sind all meine Geschenke!)

Ski fahren mit Bea:)

Ein bisschen Schnee:))
Dir wünsche ich ein guten Rutsch und alles Gute für das neue Jahr! HAVE A HAPPY NEW YEAR!!!:)        

Montag, 4. November 2013

Halloween

Wie auch in Deutschland, war hier letzten Donnerstag Halloween. Das so berühmt berüchtigte amerikanische Halloween war dann aber doch nicht so viel anders, als das was ich aus Deutschland kenne. Ich glaube einfach, dass in der modernen Welt bestimmte Trends einfach ganz schnell von Kontinent zu Kontinent schwappen und so unterschiedlich manche Dinge früher gewesen sein mögen: Sie sind mittlerweile schon fast das Gleiche. Trotzdem gab es dann doch einige Dinge die anders und besonders waren. Zum Einen nehmen die Leute hier Halloween weitaus ernster, was man sofort an der Art und Weise erkennen kann, wie die Häuser möglichst gruselig geschmückt sind. Nicht unbedingt unser Haus, weil Beatrice und Tim nunmal keine Kinder haben (zurzeit aber schon:D) und deswegen nicht den großen Halloween Flair verspüren, aber so einige Häuser in der Nachbarschaft sehen schon echt gruselig aus. Der Garten voller Skelette, Geister und natürlich auch voller Kürbisse, die hier natürlich ebenfalls an Halloween nicht fehlen dürfen. Welche Ausmaße das annehmen kann, habe ich erst vor ein paar Wochen erfahren, als in den Nachrichten über einen speziellen Fall berichtet wurde. Da hatten die Besitzer eines Haus eine Puppe unter ihrem Garagentor platziert, die so realistisch aussah, dass die Nachbarn dachten, dass tatsächlich jemand von dem Garagentor eingequetscht worden wäre. Daraufhin riefen sie die Polizei, die natürlich feststellen konnte, dass es sich nur um eine Puppe handelte. Danach brach natürlich eine kleine Diskussion aus, wie weit Leute beim Schmücken ihres Hauses gehen dürften, aber im Endeffekt ist Amerika ein freies Land und man kann niemanden darin hindern sein Haus auf eine besondere Art und Weise zu schmücken. So viel dazu...
Am Donnerstag morgen in der Schule hatten sich einige Schüler verkleidet, aber die Mehrheit blieb einfach so wie sie waren. Darunter war auch ich und jedes mal wenn mich jemand fragte, warum ich denn nicht verkleidet war, erwiderte ich einfach, dass ich ein deutscher Austauschschüler sei. Sehr einfallsreich, aber besser als gar nichts :D (obwohl es im Grunde gar nichts ist). Abends wollte ich eigentlich mit einem Freund um die Häuser ziehen, um ein paar Süßigkeiten abzustauben, aber er hat mir kurzfristig abgesagt, weil bei ihm zu viel für die Schule anlag. Obwohl mich einige andere Leute gefragt haben, ob ich dann nicht mit ihnen von Haus zu Haus gehen wolle, lehnte ich ab. Mir kam das Ganze nämlich recht ungelegen, weil ich selber einen Haufen Hausaufgaben zu erledigen hatte. Im Nachhinein bereue ich es ein bisschen, weil das schließlich mein einziges Halloween in meiner Zeit hier ist und ich außerdem auch eigentlich schon zu alt zum von Haus zu Haus gehen wäre, aber es hier einfach alle machen. Selbst wenn du schon 17 oder sogar 18 bist. Das Motto ist einfach: Wenn du Süßigkeiten abstauben kannst, dann solltest du nicht langer zögern. Schon vor zwei Wochen war ich auf der ersten Halloween- Party. Dafür hatte ich mir extra ein "Uncle Sam"- Kostüm gekauft (Bild kommt später) und dann stellte sich heraus, das es gar keine Feier mit verkleiden war. Das lustige bezüglich des Verkleiden an Halloween in Amerika ist, dass du nicht umbedingt gruselig sein musst. Es ist eher wie Fasching bei uns in Deutschland. Also kannst du dich im Grunde als alles Mögliche verkleiden. Letztes Wochenende gings auf die zweite Halloween- Party. Die war dann aber endlich mit verkleiden und so konnte ich mein Kostüm endlich mal ausprobieren. Am Ende habe ich damit sogar den dritten Platz des besten Kostüms bekommen! Allgemein war es ein echt genialer Abend und mal wieder habe ich einige neue Leute kennen gelernt, aber auch einige meiner Freunde getroffen. Irgendwie ist man als Austauschschüler immer was besonderes und daher kennen die meisten Leute mich schon und grüßen mich auch häufig in der Schule, aber meistens weiß ich gar nicht wer das ist. Mittlerweile bin ich froh, dass ich all die Namen meiner Freunde drauf hab und das ist das Wichtigste:D

Der Kuchen der so nach menschlichen Innereien aussah, dass ich nichts davon gegessen habe :D


Cat, Uncle Sam (mit langen, schwarzen Haaren) and Mignon


Uncle Sam! 

Samstag, 2. November 2013

Letchworth State Park

In Zukunft würde ich diese überlangen Einträge gerne vermeiden und sie durch kürzere, dafür aber häufigere Einträge ersetzen. So kriegst du mal ein bisschen regelmäßiger was von mir zu hören und ich brauche nicht immer so viel auf einmal erzählen:D
Vor knapp drei Wochen haben Beatrice, Tim und ich einen Sonntagsausflug in den Letchworth State Park gemacht. Das ist eine art Nationalpark des Staates New York und nicht weit von uns entfernt. Als wir die Beiden mir am Samstagabend davon erzählten, dass wir einen Ausflug dorthin machen würden, bekam ich erstmal den voll falschen Eindruck von der Situation. Es war immer die Rede von einem Park und so formte sich in meinem Kopf das Bild eines deutschen Stadtparks. Nicht allzu groß und relativ unspektakulär. Du wirst mich vielleicht für blöd halten, aber als die Beiden von Park und Picknick sprachen dachte ich einfach an nichts anderes als eine kleine Grünfläche mit einem kleinen Waldstück:D Tja, da ich diese Rechnung aber ohne amerikanische Parks gemacht hatte, erlebte ich am Sonntag mein blaues Wunder. Nicht ohne Grund wird dieser Park auch der "Grand Canyon des Ostens" genannt. Ihr könnt euch also vorstellen, dass das ganze ein riesiges Gelände mit Wasserfällen, Staudamm, Schluchten und toller Landschaft war. Als Tim und Beatrice meinten, dass eine 30 Meilen (knapp 50km) lange Straße durch den Park führt, wurde mir zum ersten Mal bewusst, dass das wohl kein kleiner Stadtpark sein könnte. Umso beeindruckender war es dann natürlich für mich, als wir ankamen und ich die Ausmaße amerikanischer Parks, das erste Mal am eigenen Leib erfahren durfte. Insgesamt verbrachten wir den ganzen Tag dort, fuhren von einem Aussichtspunkt zum Nächsten und unternahmen kleinere Wanderungen. Am einen Ende des Parks überquert eine ziemlich große Eisenbahnbrücke den Hauptcanyon, der sich durch den ganzen Park schlängelt. Eigentlich sieht die Brücke nicht mehr sonderlich stabil aus und somit nahmen wir an, dass dort auch keine Züge mehr fahren würden. An dem Sonntag wurden wir aber eines Besseren belehrt. Als wir nahe der Brücke eine kleine Wandertour unternommen hatten und mit unserem dort geparkten Auto zur anderen Seite des Parks wollten, entdeckten wir ein paar Leute auf der Brücke. Beatrice und Tim erzählten mir, dass es normalerweise nicht erlaubt sei auf die Brücke zu gehen, aber sie meinten auch, dass man sie jetzt möglicherweise für Touristen geöffnet hätte. Selbst wir wären den ganzen Leuten fast gefolgt, die mit der Zeit alle auf die Brücke gingen, hätten wir nicht das Schild gesehen, das eindeutlich darauf hinwies, dass das Betreten der Brücke verboten sei. Trotzdem haben wir uns nichts weiter dabei gedacht und sind zur anderen Seite des Parks gefahren. Zwischendurch haben wir dann aber noch an einem Aussichtspunkt angehalten, der einen perfekten Überblick über die Brücke und die zwei darunter liegenden Wasserfälle gab. Und da hörten wir es: Das Hupen eines Zuges. Im ersten Moment dachten wir uns nichts dabei, denn schließlich vermuteten wir, dass die Bahnlinie, die über die Brücke führte, nicht mehr im Betrieb war. Doch dann sahen wir ein Zug ganz langsam auf die Brücke fahren und uns wurde schlagartig bewusst, dass sie anscheinend doch nicht außer Betrieb war. Im Nachhinein wurde uns erst richtig klar, was die Leute auf der Brücke wohl für eine Panik bekommen haben müssen, als plötzlich ein Zug auf sie zukam. Ich bin einfach nur froh, dass wir vernünftig genug waren, die betreten verboten Schilder nicht zu missachten und die Brücke nicht zu betreten. Nichts desto trotz verbrachten wir noch einen schönen restlichen Tag im Grand Canyon des Ostens:) Und hier ein paar Bilder für dich:
Die berüchtigte Brücke und der Zug auf dem nächsten Bild:D

Fast so groß wie die Niagarafälle;)



Der Staudamm

Mein neuer Dad und ich

American Highschool

"Endlich ist es soweit! Montag und Dienstag sind zwei freie Tage an denen ich endlich mal entspannen und allen Leuten berichten kann, was hier bis jetzt so passiert ist. Im Gegensatz zu euch in Deutschland haben wir hier nämlich keine Ferien und dieses verlängerte Wochenende ist der einzige Ansatz von Ferien bis Weihnachten". Dieses Statement sollte die Eröffnung zu diesem Post sein, den ich vor gut drei Wochen angefangen hab zu schreiben und dann veröffentlichen wollte. Das besagte, verlängerte Wochenende ist nämlich am 14. und 15. Oktober gewesen :D Naja wie du siehst, haben die zwei freien Tagen nicht gereicht um den Post fertig zu stellen und so ist es halt erst jetzt soweit. Es zeigt einfach nur wie schnell die Zeit doch vergeht, was mir in letzter Zeit besonders auffällt. Wahrscheinlich kommt das einfach davon, dass es mir weiterhin einfach so unglaublich super geht! Beatrice und Tim sind einfach die besten Gasteltern der Welt, was sie besonders in den letzten Tagen mal wieder eindeutig bewiesen haben. Am Dienstag morgen bin ich nämlich mit einem schönen Magen- und Darminfekt aufgewacht und lag erst mal für die nächsten zwei Tage flach. Die beiden haben sich richtig liebevoll um mich gekümmert und nur deswegen konnte ich gestern auch schon wieder in die Schule. So jetzt aber mal ein bisschen mehr zu der amerikanischen Highschool...
Wie ich in meinem letzten Post schon angedeutet habe, ist die amerikanische High School nur ein wenig anders als das, was du aus Filmen kennst oder dir immer unter Schule in Amerika vorstellst. Lange Flure mit den Schließfächern, die typischen Einzeltische in jedem Klassenraum, amerikanische Schüler, die zwischen den Stunden von einem Raum zum nächsten laufen und, und, und...
Meine High School ist auf einem riesigen Gelände mit Fußball-, Baseball- und natürlich Footballfeldern. Ein Schwimmbad, Tennis Courts und das Hauptfootballfeld mit Tribünen an den Seiten dürfen natürlich auch nicht fehlen. Dazu kommen dann noch die eigentlichen Schulgebäude mit den Klassenräumen. Was den Campus meiner Schule so groß macht ist, dass er von Kindergarten bis Senior High School (9-12. Klasse) alle möglichen Bildungseinrichtungen beinhaltet. Das gerade erst letzte Woche fertiggestellte Schwimmbad (hauptsächlich nur für die Schule gedacht!), nimmt auch noch mal ein bisschen Platz ein. Am Wochenende habe ich dort auch schon ein paar meiner "Volunteering Hours" (freiwillige Arbeitsstunden, die ich für mein Stipendium machen muss) absolviert. Ich glaube so ein Schwimmbad, eigens errichtet für die Schule, würde man in Deutschland nie so finden. Das hängt aber einfach auch mit dem Schulsport zusammen, der hier riesengroß geschrieben wird und in Deutschland so gut wie gar nicht vorhanden ist. In meiner bisherigen "amerikanischen Schulzeit" war ich auch schon bei dem ein oder anderen Heimspiel unseres Schulfootballteams, was jedes mal eine ziemlich große Veranstaltung war. Lehrer, Schüler, Eltern, Verwandte, einfach alle möglichen Leute kommen zu solchen Heimspielen und selbst im Fernsehen kann man das ein oder andere Mal ein Spiel mitverfolgen. Selbst ich bin mittlerweile schon mitgerissen von diesem Sporthype und fiebere bei jedem Spiel eines Schulteams mit. Gestern Abend hat unser Footballteam das Halbfinale der Sectionals (Pokalwettbewerb des Staates New York) gewonnen und spielt somit nächsten Freitag im Finale. Freu mich schon drauf!!:) Football ist und bleibt einfach der populärste Sport in ganz Amerika, obwohl Fußball in meiner Region wesentlich beliebter ist als in anderen. Zu Beginn des Schuljahres war Fußball auch das erste wofür ich mich angemeldet habe. Leider ist die Saison auch schon vorbei aber es war auf alle Fälle eine tolle Zeit. Es war aber auch ganz schön anstrengend. Jeden Tag bis auf Sonntag Training, zwei bis drei Punktspiele pro Woche und dann auch noch irgendwo Zeit für Hausaufgaben und Freunde finden. Das coole war halt, dass Fußball über die Schule gelaufen ist und nicht über einen Verein außerhalb. Somit war das Training direkt nach dem Ende des Unterrichts und wir konnten die ganzen Fußballfelder der Schule nutzen. Jetzt startet die Saison aller Vereine außerhalb der Schule, was hier als "Travel-Soccer" bekannt ist. Wahrscheinlich mach ich das aber nicht, weil die Saison bis über meine Abreise nächstes Jahr im Juni hinausgeht. Außerdem würde ich gerne ein paar andere Sportarten ausprobieren die im Winter über meine Schule angeboten werden. Soviel erstmal zum Sport...

Als ich an meinem ersten Schultag mit meinem "Guidance Counselor" (dein Berater in Sachen Stundenplan) zusammensaß und meinen Stundenplan zusammenstellen musste, war alles nicht ganz so einfach. Es gibt hier einfach eine riesige Auswahl an verschiedenen Fächern, die man je nach den eigenen Interessen wählen kann. Leider geht ein Schultag auch nur bis viertel nach zwei und so musste ich mich für bestimmte Fächer entscheiden und konnte nicht einfach alles wählen, was mich interessiert hätte. Das ist dabei rausgekommen: AP Biologie, Spanisch, Englisch, Pre-Calculus (Mathe), Anatomie, Sport und Amerikanische Geschichte. Was es mit dem AP auf sich hat? Das heißt, das dieser Kurs auf College-Level stattfinden, somit also ein bisschen schwerer ist. Unter Anatomie muss man sich vorstellen, dass man den menschlichen Körper mit all seinen materiellen Bestandteilen studiert (Knochen, Muskeln, Gewebe...). Dieser Kurs ist mir bei meiner Fächerauswahl als erstes ins Auge gesprungen weil mich A genau das interessiert und nach dem jetzigen Stand der Dinge exakt zum Berufswunsch meiner Zukunft passt und ich B in Deutschland nicht die Möglichkeit hab so ein Fach zu wählen. Nach fast zwei Monaten Schule bereue ich rein gar nicht diesen Kurs gewählt zu haben. Ich finde es einfach super interessant, obwohl mit diesem Fach eine Menge Auswendiglernen verbunden ist. Nach Thanksgiving werden wir anfangen eine Katze zu sezieren, was besonders meinen Bruder in Deutschland gefallen dürfte (größte Katzenliebhaber des Universums :D). All die anderen Fächer gefallen mir auch richtig gut. Leider mussten Sachen wie Musik und Französisch leider wegfallen weil einfach nicht genug Platz in meinem Stundenplan vorhanden war. Ein kurzes Statement zum schulischen Niveau: Ja, es mag ein bisschen einfacher sein als in Deutschland, was aber nicht heißt das es weniger Arbeit ist. Meine Highschool ist in ganz New York wegen ihrem guten schulischem Niveau hoch angesehen und viele Familien ziehen hierhin, nur um ihre Kinder auf genau diese Schule schicken zu können. Dazu kommt, dass im 11. Schuljahr damit begonnen wird, die Schüler auf das College vorzubereiten, was die Erwartungen der Lehrer an uns steigert, Aufsätze in allen möglichen Fächern bedeutet und die Menge der Hausaufgaben steigert. Wenn man dann so einen Kurs wie AP Biologie sieht, der sowieso schon auf College Niveau unterrichtet wird, dann verdoppelt sich die Arbeit gleich mal. Zum Glück interessieren mich Wissenschaften ja auch, was die ganze Arbeit dann schon ein bisschen erleichtert. Mittlerweile fällt mir schon gar nicht mehr auf, dass alles in Englisch ist. Es ist einfach zu meiner Sprache geworden und wenn ich jetzt Deutsch schreibe oder spreche, kommt es mir komisch vor. Der wohl einzige Kurs in meinem Stundenplan, der nicht mit ganz soviel Arbeit verbunden ist, ist Spanisch. Leider musste ich ja in Spanisch 1 gehen, weil ich vorher noch nie wirklich Spanisch hatte und leider trifft das Gerücht, dass ein Jahr Fremdsprachenunterricht in Deutschland, drei Jahren Fremdsprachenunterricht in Amerika entspricht, wohl zu. Der Vorteil daran ist, dass so wenigstens nicht alle meine Kurse mit Arbeit verbunden sind. Um ein letztes Fazit zum schulischen Niveau zu geben: Es ist auf alle Fälle nicht so einfach, wie alle immer behauptet haben, aber ich würde trotzdem sagen, dass es einfacher ist als in Deutschland. Hausaufgaben werden dadurch aber auch nicht weniger.

Das war's zum Thema Schule. Dieses Wochenende ist Halloween und heute Abend geht's auch schon auf meine zweite amerikanische Halloweenparty. Dann kann ich endlich mein "Uncle Sam"- Kostüm ausprobieren. Beatrice ist heute morgen nach New York geflogen, um ihre Schwester anzufeuern, die beim New-York Marathon mitläuft. Somit sind Tim und ich alleine, was aber auch mal ganz schön ist. Wir sind einfach mittlerweile richtig zu Vater und Sohn geworden. Gerade gestern haben wir uns mal wieder darüber unterhalten, wie Beatrice und Tim, sich und ihr Leben verändert haben, weil sie jetzt einen Sohn haben. Übernächstes Wochenende unternehmen Tim und ich unseren ersten Vater- Sohn Trip (ohne Beatrice!) zu den Niagarafällen mit Übernachtungen im Hotel und Footballspiel seiner Lieblingsmannschaft, den Buffalo Bills. Die sind übrigens auch zu meinem Lieblingsteam geworden :D   Naja und um dich richtig neidisch zu machen: Silvester werde ich auf dem Times Square in New York verbringen.
Mit diesen Worten, schönes Restwochenende und Happy Halloween!!!!!:)
Ein Blick über die Sportfelder
Fußballfeld
Welcome to Victor :)
Victor Football!
Schwimmbad


Samstag, 21. September 2013

So SEHEN die ersten Wochen aus

So jetzt endlich ein paar Bilder. Damit du mal sehen kannst wie es mir so geht :)
Überall Heißluftballons!

Der Kobold?

Himmel voll of Heißluftballons

Heißluftballon- Festival! Einige Ballons hatten echt coole Formen :)
Die Polizei ist hier auf anderen Gefährten unterwegs :D
State Fair-Essen!
State Fair- Jahrmarkt!

                       
Die deutsche Nummer 30. Jetzt gehöre ich wirklich zum Team!
Beatrice und ich letztes Wochenende am Lake Ontario. Dort waren wir im Freizeitpark "Seabreeze" und haben uns mit anderen Gastfamilien und deren Austauschschülern getroffen.




Meine ersten Tage

Endlich komme ich mal dazu, mich zu melden. Die letzten Wochen waren einfach total aufregend und zwischen den ganzen neuen Eindrücken und Pflichten habe ich nur sehr wenig Zeit für andere Dinge außer Amerika gehabt. Jetzt habe ich endlich mal ein bisschen Zeit zum Herunterfahren und Entspannen, aber fangen wir erstmal von vorne an...
Als ich vor drei Wochen am Donnerstag Abend gegen 21:30 Uhr Ortszeit am Flughafen in Rochester ankam, war ich ganz schön fertig. Den ganzen Tag im Flieger gesessen, Zeitverschiebung und Abschied hatten mich nicht gerade fiter gemacht, doch trotzdem hatte ich es durchgehalten, keine einzige Minute zu schlafen. Die Aufregung hatte also auch ihre Wirkung gezeigt.
Der Empfang am Flughafen war dann sehr herzlich. Beatrice und Tim, die meine neuen Eltern für zehn Monate sein würden, kamen mir strahlend entgegen und hielten ein Schild mit der Aufschrift "Welcome Aaron" in der Hand. Der Nachbar von gegenüber, der ein sehr guter Freund der Familie ist, war auch dabei und gemeinsam begrüßten sie mich nacheinander mit einer herzlichen Umarmung. Nachdem wir dann zusammen meinen Koffer abgeholt hatten, was hier komischerweise nach dem "Empfang" geschieht, ging es auch schon nach Hause. Beatrice und ich fuhren alleine in ihrem Auto nach Hause, wohingegen Tim noch kurz in die Stadt musste und Lynn (der Nachbar) in seinem eigenem Auto abzischte. Auf dem Weg hatten Beatrice und ich dann schon unsere erste schöne Unterhaltung und ich fühlte mich sofort super gut aufgehoben. Zuhause angekommen war dann ein kurzes Telefonat nach Deutschland fällig und meine Gastgeschenke überreichte ich auch schon sofort, die übrigens sehr gut ankamen. Ich hatte ein englisches Kochbuch für deutsche Gerichte, einen Kalender von Schleswig-Holstein, ein englisches Buch über die Deutschen und T-Shirts mit den Koordinaten meines Wohnortes und einer Karte von Schleswig-Holstein besorgt. Danach hieß es ab ins Bett. Freitag schlief ich erstmal aus. Beatrice und Tim mussten beide arbeiten, hatten mir aber gesagt, dass Lynn die ganze Zeit Zuhause ist und ich jederzeit zu ihm rübergehen kann. Außerdem kam Tim einmal kurz vorbei um nach dem Rechten zu schauen. Den Mittag verbrachte ich mit dem Auspacken meines Koffers. Den Basketballkorb auf der Auffahrt probierte ich auch gleich schonmal aus. Gegen Nachmittag fuhr ich mit Lynn zusammen in die Stadt und er zeigte mir meine Schule. Der erste Eindruck war genauso wie man sich eine amerikanische High School vorstellt. Lange Schulflure, die von Schließfächern gesäumt sind, unglaubliche viele Football-, Baseball- und Fußballfelder und sogar ein paar Tenniscourts. Am meisten geflasht war ich von dem Hauptfootballfeld, das sogar eine große Tribüne hatte. Die typische Sporthalle mit den Basketballkörben und den Tribünen fehlte natürlich auch nicht. Meine erste Angst war: "Wie um Himmels Willen, soll ich mich in diesem Gewirr aus Gängen, Klassenräumen und Schließfächern jemals zurechtfinden?" Dies Sorge sollte sich aber schon nach meinem ersten Schultag verflüchtigen aber dazu später mehr. Abgeschlossen haben wir unsere kleine Spritztour dann, mit meinem erstem amerikanischem Eis. Ich hatte natürlich auch Zeit mich mit Lynn zu unterhalten und er ist echt total nett. Wie fast jeder Amerikaner ist er ein großer Sportsfan, fiebert aber für andere Teams als Tim und beide wollen mich auf ihrer Seite haben. In Deutschland würde Lynn für Dortmund und Tim für Bayern fiebern, um den Unterschied mal konkreter darzustellen. Irgendwann werde ich wohl also noch eine Entscheidung zu fällen haben! Später hat mich Lynn dem Fußballtrainer der High School- Mannschaft vorgestellt, der hier in der Nachbarschaft wohnt. Er war sofort davon begeistert, dass ich aus Deutschland komme und lud mich direkt zum Training am Dienstag nach der Schule ein. Eigentlich hatte ich, als noch nicht feststand wo ich hinkomme, gedacht, dass ich in Amerika einen anderen Sport ausprobieren würde. Als dann aber klar war, dass es in die Umgebung von Rochester geht, einer Region in der Fußball sehr beliebt ist, habe ich mich dann doch umentschieden. Abends sind Tim, Beatrice und ich gemeinsam in ihrem Stammlokal essen gegangen. Das brachte mir die Gelegenheit meinen ersten amerikanischen Burger zu testen, was sehr positiv ausfiel. Mein erster Tag in Amerika neigte sich dem Ende zu und mein erster Eindruck war unglaublich toll. Ich fühlte mich schon nach einem Tag sehr wohl und rundum glücklich. Die Gegend hier ist einfach echt schön. Sehr ländlich und friedlich, aber das ist ja genau das, was ich wollte. Farmington (der Ort in dem wir wohnen) ist niedlich und überall stehen diese typisch amerikanischen Häuser mit den großen gepflegten Gärten und den geräumigen Garagen. Alle sind aufgeschlossen und total freundlich. Besser geht's eigentlich nicht!
Mein erstes amerikanisches Frühstück!
Am Samstag hatten Beatrice und Tim schon was mit mir vor. Nachmittags ging es auf ein Heißluftballon- Festival, das die Beiden jedes Jahr besuchen. Im Grunde ist es nichts anderes, als das an die 50 Heißluftballons, in allen Größen und Formen, nacheinander in die Luft abheben. Das Ganze ist schon ziemlich beeindruckend und bietet ein tolles Bild. Danach ging's in Tim's Lieblingsrestaurant mit den besten "Chicken Wings", die ich in meinem ganzen bisherigen Leben gegessen habe. Sonntag lag auch schon ein weiteres Festival an: "The Great State Fair". Was man sich darunter vorzustellen hat? Ein riesiges Fest, das zu Ehren des Staates New York gefeiert wird.  Als mir Beatrice und Tim erzählten, dass wir dorthin fahren würden, unterschätzte ich die Größe des Ganzen komplett. In meinem Kopf bildete sich das Bild eines kleinen deutschen Festivals, mit nicht all zu großen Menschenmassen. Als wir dann schließlich ankamen, wurde ich eines Besseren belehrt. Das Erste womit ich nicht gerechnet hatte war, dass ein Teil des Festes aus einem Jahrmarkt mit Achterbahnen und anderen Fahrattraktionen bestand. Um das Ausmaß des Geländes des ganzen Festes einigermaßen gut definieren zu können: Wir haben den ganzen Tag gebraucht um einmal alles gesehen zu haben. Jede Region des Staates New York hatte sein eigenes kleines Gebiet in dem alles präsentiert wurde, was aus dieser Region kommt. Sei es Essen, Tiere oder handwerkliche Arbeiten. Zusätzlich konnte man sich vor allgemeinen Essenständen gar nicht retten. Ich finde, dass dieses Fest gut gezeigt hat, wie stark das Nationalgefühl der Amerikaner ist. Der Stolz, mit dem die Leute ihre eigens hergestellten Produkte präsentierten und die Freude, die sie den anderen Leuten damit bereiteten. Diese Art von Umgang findet man hier überall. Zum Beispiel wenn man in ein Geschäft geht, einkauft oder sonst wie in Kontakt mit fremden Leuten gerät. Das Erste was man gefragt wird ist: "How are you today?". Es ist nicht unbedingt immer sehr Ernst gemeint aber folglich geht es ja ums Prinzip. Gerade mir ist es heute im Einkaufszentrum passiert, dass mich ein Verkäufer wegen meines Akzentes nach meiner Herkunft gefragt hat und mir dann mit einem Handschlag gesagt hat, wie toll es doch sei mich hier zu haben. Ich glaube kaum, dass Einem sowas in Deutschland widerfahren würde. Um das mit dem Festival abzuschließen, Beatrice und ich sind dann Abends noch mit einigen Attraktionen gefahren. Meine beiden Gasteltern sind was Fahrattraktionen betrifft genau solche Fans wie ich. Tim kann durch eine Operation im Nacken aber leider nur sehr wenig mitmachen. Ein weiterer toller Tag neigte sich dem Ende zu. Montag hatte ich zum Glück noch keine Schule und erstmal ein bisschen Zeit für mich. So konnte ich mich auf die Schule vorbereiten und ein paar organisatorische Dinge erledigen. Außerdem habe ich einen Senior (Schüler der 12. Klasse) aus der Nachbarschaft kennengelernt, der mittlerweile schon ein ganz guter Freund von mir ist. Er hat mir erstmal erzählt, was ich von der Schule zu erwarten habe und was ich für sie brauche, sodass Beatrice und ich gegen Mittag in die Stadt sind, um die Sachen zu besorgen. Nachmittags bin ich dann wieder zu ihm rüber. Wir haben uns gegenseitig viele Fragen gestellt und eine Runde Basketball gespielt.
So viel zu meinen ersten Tagen in Amerika. Dienstag hieß es dann: "American High School". Dafür mache ich aber einen eigenen Eintrag, denn sonst wird dieser Post hier eindeutig zu lang :D

Donnerstag, 29. August 2013

Aufbruch - Auf geht's über den großen Teich!


So jetzt würde ich gerne mal von meiner chronologischen Reihenfolge abweichen und in die Gegenwart springen, da gerade eine Menge aufregender Sachen passieren. Zurzeit sitze ich nämlich in meinem Flieger nach Chicago und befinde mich mitten über dem Atlantik. Direkt nördlich von uns liegt Grönland und wir fliegen auf einer Höhe von 10363 Metern. Das Flugzeug ist riesig und hat sogar eine zweite Etage, die aber leider für die first-class vorbehalten ist. Schon seit 4Uhr in der früh bin ich jetzt auf den Beinen und das zurzeit sogar noch ohne Müdigkeit, was aber auch an der Aufregung liegen mag. Da ich gestern Abend schon mein Gepäck am Hamburger Flughafen eingecheckt hatte, blieb mir heute morgen wenigstens ein bisschen Stress erspart. Mein Flieger nach Frankfurt sollte um 7Uhr abheben, weswegen wir uns schon gegen viertel nach fünf auf den Weg zum Flughafen machten. Im Schlepptau waren meine Eltern, mein Bruder und mein bester Kumpel und wir alle waren ziemlich aufgeregt, aber auch traurig. Ich freute mich natürlich schon riesig, bin mir der Tragweite des Ganzen aber noch immer nicht wirklich bewusst. Es scheint alles wie im Traum und meine Vorstellungskraft schafft es einfach nicht, eine Zeitspanne von 10 Monaten, die ich ganz weit weg von Zuhause verbringen werde, zu überblicken. Ich denke aber, dass es mir nach den ersten Wochen auf dem anderen Kontinent, schon anders gehen wird und dann werde ich begreifen, dass 10 Monate ein Klacks sind.
Heute Morgen ging alles einfach viel zu schnell, was wiederrum vielleicht aber auch ganz gut ist, da der Abschied sonst wahrscheinlich noch schwieriger gefallen wäre. Dann bin ich plötzlich schon in Frankfurt gelandet, bin zum Gate meines Fluges nach Chicago gelaufen und habe die ganzen anderen Austauschschüler getroffen. Das war ein Wiedersehen! Ende Mai hatte ich mit den anderen Stipendiaten meiner Organisation ein einwöchiges Vorbereitungsseminar in Berlin absolviert und innerhalb dieser kurzen Zeit sind mir alle richtig doll ans Herz gewachsen. Tja und einige von denen fliegen heute mit mir zusammen über den großen Teich. Es ist echt beruhigend, wenn nicht alle Gesichter einem neu sind.
Was ich noch gar nicht erzählt hatte war, wo ich denn nun hinkommen werde. Also nach meiner Ankunft in Chicago habe ich noch ca. sechs Stunden Aufenthalt. Danach geht mein Anschlussflug nach Rochester. Das ist eine Stadt im Bundesstaat New York, die dicht am Ontariosee liegt. Der wiederrum befindet sich an der Grenze zu Kanada. Der Ort, in dem meine Gastfamilie wohnt, heißt Farmington. Farmington ist ca. 30km von Rochester entfernt. Die nächste, größere Stadt ist Victor, wo ich auch auf die Victor Central School gehen werde. Meine Gasteltern haben beim vorgestrigen Skypen schon einen richtig netten Eindruck gemacht. Sie haben zwar leider keine Kinder, was aber auch Vorteile mit sich bringt. Besonders die Eifersucht, die häufig unter Gastgeschwistern und Austauschschüler entsteht, kann mich schon mal nicht erwischen. Außerdem habe ich so die Möglichkeit meinen ganz eigenen Freundeskreis aufzubauen:)

Naja...jetzt bin ich erst mal total gespannt, wie sie mich in Empfang nehmen werden. Doch bevor das passiert, habe ich noch eine lange Reise vor mir. Von jetzt an noch fast fünf Stunden bis zur Landung in Chicago, dann sechs Stunden Aufenthalt am Flughafen und am Ende steht mir ein zweieinhalb stündiger Flug nach Rochester bevor, wo ich dann vorrausichtlich um halb zehn Ortszeit ankomme. Dann ist es in Deutschland halb vier mitten in der Nacht. Die Müdigkeit wird mich definitiv nicht verschonen!
(Stand: 29.08./15:30Uhr deutscher Zeit :D)

Dienstag, 27. August 2013

Wie alles begann...Teil 2

...Ende August 2012 hieß es dann für mich: Auf nach Frankreich! Über meine Schule hatte ich mich bei einem dreimonatigen Austausch mit Frankreich angemeldet. Im Frühjahr war mein Franzose schon für fast drei Monate bei mir gewesen und jetzt war ich an der Reihe. Wir hatten uns auf Anhieb super verstanden, was unter anderem auch an dem super Austauschprogramm lag. Es heißt Brigitte-Sauzay und stellt eine Partnerschaft zwischen deutschen und französischen Schulen dar. Durch das Erstellen eines eigenen Accounts und der Angabe seiner persönlichen Interessen, konnte man den perfekt zu einem passenden Austauschschüler finden. Aus diesem Grund konnte man sich eigentlich nur gut mit seinem Austauschschüler verstehen es sei denn, dass man die Suche nicht rechtzeitig begonnen hatte und dann keinen passende/n Französin/Franzosen mehr fand. Die drei Monate vergingen letztendlich wie im Flug und es war wirklich eine unglaublich tolle Zeit. Mein Aufenthalt in Frankreich hat mich um viele neue Erfahrungen&Eindrücke bereichert und mich in meinem Vorhaben, ein ganzes Jahr im Ausland zu verbringen, nur noch mehr bestätigt.

Kurz nach meiner Rückkehr am 10. November lag endlich ein Brief von GIVE im Briefkasten. Nachdem ich Ende Juni meine Bewerbungsunterlagen eingeschickt hatte, war bis auf die Eingangsbestätigung der Unterlagen und einem kurzen E-Mail- Kontakt kein Feedback gekommen. Dabei hatte ich schon die ganze Zeit über auf irgendein Zeichen gewartet. Jetzt war es soweit. Würde das ganze Vorhaben nun schon beendet sein oder würde ich weiter die Chance auf das Stipendium haben? Letzteres traf zu, denn es war tatsächlich die Einladung zu einem Auswahlgespräch! Ich freute mich riesig, doch stieg auch gleich ein bisschen Angst in mir auf. Was würde mich da erwarten und wie würden die anderen Bewerber sein? Im Voraus hatte ich mich im Internet schon über den Ablauf so eines Auswahlgespräches informiert, doch je nach Organisation und Wahlkreis gingen die Berichte darüber weit auseinander. So musste ich also mit fast allem rechnen und war nicht wesentlich schlauer als vorher. Beim genaueren Durchlesen der Einladung viel mir dann aber schnell auf, dass dort schon alles drin stand, was ich für das Gespräch zu wissen brauchte:

- das gesamte Gespräch würde ca. 3 Stunden dauern
- bestehend aus einem schriftlichen und einem mündlichen Teil
- sowohl in deutscher, als auch in englischer Sprache
- Gruppengespräch & Einzelgespräch
- Kurzreferat über ein aktuelles Thema
- Diskussionsrunde nach jedem Referat

Damit war die Vorbereitung eröffnet. Von jetzt an hieß es jeden Tag Nachrichten zu gucken und ein passendes Thema für das Kurzreferat zu finden. Außerdem musste ich erstmal wieder in die englische Sprache reinfinden, da ich nach drei Monaten Frankreich fast nur noch französische Wörter im Kopf hatte. Bezüglich aktueller Geschehnisse in der Welt brauchte ich mir eigentlich weniger sorgen zu machen, weil ich sowieso schon regelmäßig Zeitung lese. Da ich auf die Themen der Anderen gut vorbereitet sein wollte, um mich an den Diskussionsrunden erfolgreich beteiligen zu können, musste ich  den Nachrichten aber noch genauer Folgen, als ich es bis jetzt schon immer getan hatte. Schließlich würden die Kurzreferate ja über eines der aktuellen Ereignisse gehen. Was sich im Endeffekt aber als wesentlich schwieriger herausstellte, war das Finden eines Themas für mein eigenes Kurzreferat. Mein erster Gedanke war die Energiewende. Ein Thema, das eigentlich immer wieder in den Nachrichten zu sehen ist und mich persönlich auch sehr interessierte. Leider wurde mir auf den zweiten Blick klar, dass die Energiewende für ein Kurzreferat mit einer Länge von 3-4 Minuten viel zu komplex sein würde. Ich hätte natürlich versuchen können nur einige Aspekte der Energiewende aufzugreifen und eine Zusammenfassung zu machen. Das wäre für mich aber eine ganz schöne Arbeit geworden, da "etwas zusammenzufassen" nicht gerade zu meine Stärken zählt. Außerdem hatte ich nach drei Monaten Abwesenheit in der Schule so einiges nachzuholen und bis zum Gespräch blieben mir nur noch gute zwei Wochen. Nach langer Suche stieß ich dann endlich auf das perfekte Thema: "Arbeitsbedingungen in der dritten Welt". Als aktuellen Aufhänger dafür nahm ich die Brände in den Textilfabriken in Bangladesch und meine Diskussionsfrage lautete: "Können wir mit der Boykottierung bestimmter Textilgeschäfte (H&M, C&A, usw...) etwas für die Verbesserung der Arbeitsbedingungen in der dritten Welt tun?" Das Schreiben der Karteikarten war schnell erledigt und nachdem ich das Referat mehrmals durchgegangen war, konnte ich es auch eigentlich schon frei vortragen. Dem Gespräch stand also nichts mehr im Wege!

Am 29.11 ging es dann los nach Lübeck. Das Auswahlgespräch fand in einer Jugendherberge in Lübeck statt und ich war ziemlich aufgeregt. Besonders gespannt war ich auf die anderen Bewerber, die mit mir in einer Gruppe sein würden. Ich traf ca. 10 Minuten bevor das Ganze losgehen sollte in der Jugendherberge ein und sah auch schon gleich ein paar andere Jugendliche, an die ich mich sofort wendete. Schnell wurde klar, dass wir wohl alle zusammen als Gruppe das Gespräch durchlaufen würden. Sie machten alle einen sehr netten Eindruck und waren mindestens genauso aufgeregt wie ich. Die größte Überraschung war, dass ich ein Mädchen sogar schon kannte. Sie kam aus meiner Parallelklasse! Du kannst dir gar nicht vorstellen, was in diesem Moment für eine Anspannung von mir abfiel. Jetzt hatte ich jemanden, den ich kannte und einschätzen konnte. Nun war ich echt gelassen und einfach nur noch gespannt, wie ich mich schlagen würde. Irgendwann kam uns eine Gruppe anderer Bewerber entgegen, was nur heißen konnte, dass wir jetzt an der Reihe waren. Wir gingen in einen Raum in dem wir zwei Prüferinnen vorfanden. Wir fünf setzten uns und es ging los. Als erstes musste sich jeder von uns kurz auf englisch vorstellen. Danach war der einzige mündliche Teil, der auf englisch ablief, auch schon vorbei und wir begannen mit den Referaten. Die Diskussionsrunden nach jedem Vortrag waren nicht sonderlich ausgedehnt. Meistens sagte jeder nur einen Satz und seine Meinung zu dem gerade vorgetragenem Thema. Richtig diskutiert wurde nicht so wirklich. Nach den Referaten gingen wir in einen anderen Raum und mussten ein paar Bögen nach "Multiple Choice- Prinzip" ausfüllen und fünf Fragen zum Auslandsjahr in einem zusammenhängenden Text beantwortet. Zum Beispiel, wie wir in einer bestimmten Situation reagieren würden oder wie wir uns bestimmte Dinge in Amerika vorstellen. Das war dann alles wieder auf englisch. Währenddessen wurden wir nacheinander zu Einzelgesprächen gerufen. Da sollte ich bestimmte Dinge, die ich in meinen Bewerbungsunterlagen geschrieben hatte noch mal genauer erklären und begründen. Das war's eigentlich schon. Am Ende haben wir uns alle wieder im ersten Raum versammelt und uns wurde erklärt, wie es nun weiter gehen würde. Unterm Strich würde es jetzt wieder einige Zeit lang dauern, bis weitere Entscheidungen gefällt werden würden. Zuerst mussten noch alle ausstehenden Auswahlgespräche geführt und ausgewertet werden. Alleine das würde noch bis kurz vor Weihnachten dauern. Dann sollte es an das Ausstellen von Listen mit möglichen Kandidaten für das Stipendium gehen. In dieser Phase würden die ersten Leute auch schon eine Absage bekommen. Nach dem Fertigstellen der Liste würde das Ganze dann dem Bundestagsabgeordneten des Wahlkreises, der für das PPP zuständig ist, vorgelegt werden (in meinem Wahlkreis Franz Thönnes, SPD). Der würde schließlich bis zu fünf Leute zu einem persönlichen Gespräch mit ihm einladen und am Ende einen für das Stipendium nominieren.
Fazit: Je länger man noch keine Absage erhalten hatte, desto größer wurde die Wahrscheinlichkeit,    dass man zu einem Gespräch mit Franz Thönnes eingeladen werden würde. Aber auch jetzt hieß es erstmal warten, warten, warten...         

Samstag, 17. August 2013

Wie alles begann...Teil 1

Um dir einen kleinen Einstieg in mein Jahr zu bieten, würde ich gerne alles von vorne aufrollen und erst einmal mit meiner Bewerbungsphase und der Vorbereitung für das Jahr beginnen...

Im Frühjahr 2012 begann alles ins rollen zu kommen. Schon seit längerem hatte ich den Wunsch ein Jahr im Ausland zu verbringen. Das rührt vor allem durch die vielen Au-Pair-Mädchen her, die sich im jungen Alter um mich und meinen Bruder gekümmert haben. Durch sie habe ich Einblicke in verschiedenste Kulturen bekommen und mein Interesse für fremde Länder war geweckt. 
Da der finanzielle Aufwand für ein Auslandsjahr aber nicht ganz gering ist und meine schulischen Leistungen im grünen Bereich liegen, habe ich gezielt nach einer Möglichkeit für ein Stipendium gesucht. Als ich dann in der Zeitung auf das PPP gestoßen bin, schien für mich alles klar. 

Das Parlamentarische-Patenschafts-Programm, kurz PPP, ist ein Schüler-und Berufstätigenstipendium, das vom deutschen Bundestag und dem amerikanischen Kongress finanziert wird. Jedes Jahr gibt es 285 deutschen Schülern und 75 jungen Berufstätigen die Möglichkeit ein Jahr in den USA zu verbringen, wobei alle Kosten komplett übernommen werden! Das gleiche gilt für amerikanische Schüler und junge Berufstätige, die ein Jahr in Deutschland verbringen wollen. Das Programm wurde 1983 anlässlich des 300. Jahrestages der ersten deutschen Einwanderung in Amerika ins Leben gerufen. Die Auswahl der Stipendiaten wird von Austauschorganisationen und Abgeordneten des Bundestages getroffen. Das ganze Auswahlverfahren ist in die 299 Wahlkreise gegliedert, was bedeutet, dass jede Austauschorganisationen bestimmte Wahlkreise betreut und die Bewerbungsphase durchführt. Generell wird pro Wahlkreis ein Schülerstipendium vergeben und in manchen auch noch ein Berufstätigenstipendium. Ob und wie viele Stipendien ein Wahlkreis vergibt, ist von der Bewerbungslage abhängig.

Der erste Schritt war das Anfordern einer Broschüre, die viele Informationen zum PPP beinhaltete und die ersten Stufen der Bewerbung in sich trug: Die Bewerbungskarte. Diese musste ausgefüllt und zu der zuständigen Organisation meines Wahlkreises geschickt werden. Nachdem ich auf der Internetseite des Bundestages meinen Wahlkreis und dessen Organisation (bei mir war das GIVE) ermittelt hatte, brauchte ich die Karte nur noch abschicken. Die Angabe persönlicher Informationen wie Name, Adresse und Schule waren der einzige Teil der Bewerbungskarte. Nach ein paar Tagen erhielt ich dann ein wesentlich umfangreicheres Bewerbungspaket. Diesmal waren die Daten, die ich zu meiner Persönlichkeit angeben musste, um ein vielfaches komplexer. Beglaubigte Kopien der Zeugnisse der letzten drei Jahre (Halb- und Jahreszeugnisse), Gutachten der Schule, Bewerbungsbogen mit Lichtbild, Selbstdarstellung und das Ganze sowohl im Original als auch als Kopie. Einziges Problem: Ich befand mich schon in meiner letzten Schulwoche vor den Sommerferien und die Absendefrist lief in der zweiten Ferienwoche ab. Da ich die ersten beiden Ferienwoche in den Urlaub wollte, blieb mir also nur noch eine einzige Woche um alles zu erledigen. Du kannst dir vorstellen, was das im Endeffekt bedeutete. Zum Glück schaffte ich dank der schnellen Mitarbeit meiner Klassenlehrerinnen, die Unterlagen, die ich von der Schule brauchte, noch rechtzeitig an Mann zu bringen und mein Bewerbungspaket wanderte pünktlich in den Briefkasten.
Als ich nach meinem Urlaub wieder Zuhause ankam, war auch gleich schon ein Brief von GIVE da. Meine Unterlagen waren vollständig angekommen. Zum Glück! Außerdem wurde mir mitgeteilt, dass ich noch bis Ende Oktober auf weitere Nachrichten warten müsste, weil dort erst die endgültige Bewerbungsfrist abliefe. Danach würde man mir sagen, ob ich zur nächsten Stufe, dem Bewerbungsgespräch, eingeladen werde oder ob das Ganze an dem Punkt für mich schon zu Ende sei. Also hieß es jetzt erstmal warten, warten, warten...