Dienstag, 27. August 2013

Wie alles begann...Teil 2

...Ende August 2012 hieß es dann für mich: Auf nach Frankreich! Über meine Schule hatte ich mich bei einem dreimonatigen Austausch mit Frankreich angemeldet. Im Frühjahr war mein Franzose schon für fast drei Monate bei mir gewesen und jetzt war ich an der Reihe. Wir hatten uns auf Anhieb super verstanden, was unter anderem auch an dem super Austauschprogramm lag. Es heißt Brigitte-Sauzay und stellt eine Partnerschaft zwischen deutschen und französischen Schulen dar. Durch das Erstellen eines eigenen Accounts und der Angabe seiner persönlichen Interessen, konnte man den perfekt zu einem passenden Austauschschüler finden. Aus diesem Grund konnte man sich eigentlich nur gut mit seinem Austauschschüler verstehen es sei denn, dass man die Suche nicht rechtzeitig begonnen hatte und dann keinen passende/n Französin/Franzosen mehr fand. Die drei Monate vergingen letztendlich wie im Flug und es war wirklich eine unglaublich tolle Zeit. Mein Aufenthalt in Frankreich hat mich um viele neue Erfahrungen&Eindrücke bereichert und mich in meinem Vorhaben, ein ganzes Jahr im Ausland zu verbringen, nur noch mehr bestätigt.

Kurz nach meiner Rückkehr am 10. November lag endlich ein Brief von GIVE im Briefkasten. Nachdem ich Ende Juni meine Bewerbungsunterlagen eingeschickt hatte, war bis auf die Eingangsbestätigung der Unterlagen und einem kurzen E-Mail- Kontakt kein Feedback gekommen. Dabei hatte ich schon die ganze Zeit über auf irgendein Zeichen gewartet. Jetzt war es soweit. Würde das ganze Vorhaben nun schon beendet sein oder würde ich weiter die Chance auf das Stipendium haben? Letzteres traf zu, denn es war tatsächlich die Einladung zu einem Auswahlgespräch! Ich freute mich riesig, doch stieg auch gleich ein bisschen Angst in mir auf. Was würde mich da erwarten und wie würden die anderen Bewerber sein? Im Voraus hatte ich mich im Internet schon über den Ablauf so eines Auswahlgespräches informiert, doch je nach Organisation und Wahlkreis gingen die Berichte darüber weit auseinander. So musste ich also mit fast allem rechnen und war nicht wesentlich schlauer als vorher. Beim genaueren Durchlesen der Einladung viel mir dann aber schnell auf, dass dort schon alles drin stand, was ich für das Gespräch zu wissen brauchte:

- das gesamte Gespräch würde ca. 3 Stunden dauern
- bestehend aus einem schriftlichen und einem mündlichen Teil
- sowohl in deutscher, als auch in englischer Sprache
- Gruppengespräch & Einzelgespräch
- Kurzreferat über ein aktuelles Thema
- Diskussionsrunde nach jedem Referat

Damit war die Vorbereitung eröffnet. Von jetzt an hieß es jeden Tag Nachrichten zu gucken und ein passendes Thema für das Kurzreferat zu finden. Außerdem musste ich erstmal wieder in die englische Sprache reinfinden, da ich nach drei Monaten Frankreich fast nur noch französische Wörter im Kopf hatte. Bezüglich aktueller Geschehnisse in der Welt brauchte ich mir eigentlich weniger sorgen zu machen, weil ich sowieso schon regelmäßig Zeitung lese. Da ich auf die Themen der Anderen gut vorbereitet sein wollte, um mich an den Diskussionsrunden erfolgreich beteiligen zu können, musste ich  den Nachrichten aber noch genauer Folgen, als ich es bis jetzt schon immer getan hatte. Schließlich würden die Kurzreferate ja über eines der aktuellen Ereignisse gehen. Was sich im Endeffekt aber als wesentlich schwieriger herausstellte, war das Finden eines Themas für mein eigenes Kurzreferat. Mein erster Gedanke war die Energiewende. Ein Thema, das eigentlich immer wieder in den Nachrichten zu sehen ist und mich persönlich auch sehr interessierte. Leider wurde mir auf den zweiten Blick klar, dass die Energiewende für ein Kurzreferat mit einer Länge von 3-4 Minuten viel zu komplex sein würde. Ich hätte natürlich versuchen können nur einige Aspekte der Energiewende aufzugreifen und eine Zusammenfassung zu machen. Das wäre für mich aber eine ganz schöne Arbeit geworden, da "etwas zusammenzufassen" nicht gerade zu meine Stärken zählt. Außerdem hatte ich nach drei Monaten Abwesenheit in der Schule so einiges nachzuholen und bis zum Gespräch blieben mir nur noch gute zwei Wochen. Nach langer Suche stieß ich dann endlich auf das perfekte Thema: "Arbeitsbedingungen in der dritten Welt". Als aktuellen Aufhänger dafür nahm ich die Brände in den Textilfabriken in Bangladesch und meine Diskussionsfrage lautete: "Können wir mit der Boykottierung bestimmter Textilgeschäfte (H&M, C&A, usw...) etwas für die Verbesserung der Arbeitsbedingungen in der dritten Welt tun?" Das Schreiben der Karteikarten war schnell erledigt und nachdem ich das Referat mehrmals durchgegangen war, konnte ich es auch eigentlich schon frei vortragen. Dem Gespräch stand also nichts mehr im Wege!

Am 29.11 ging es dann los nach Lübeck. Das Auswahlgespräch fand in einer Jugendherberge in Lübeck statt und ich war ziemlich aufgeregt. Besonders gespannt war ich auf die anderen Bewerber, die mit mir in einer Gruppe sein würden. Ich traf ca. 10 Minuten bevor das Ganze losgehen sollte in der Jugendherberge ein und sah auch schon gleich ein paar andere Jugendliche, an die ich mich sofort wendete. Schnell wurde klar, dass wir wohl alle zusammen als Gruppe das Gespräch durchlaufen würden. Sie machten alle einen sehr netten Eindruck und waren mindestens genauso aufgeregt wie ich. Die größte Überraschung war, dass ich ein Mädchen sogar schon kannte. Sie kam aus meiner Parallelklasse! Du kannst dir gar nicht vorstellen, was in diesem Moment für eine Anspannung von mir abfiel. Jetzt hatte ich jemanden, den ich kannte und einschätzen konnte. Nun war ich echt gelassen und einfach nur noch gespannt, wie ich mich schlagen würde. Irgendwann kam uns eine Gruppe anderer Bewerber entgegen, was nur heißen konnte, dass wir jetzt an der Reihe waren. Wir gingen in einen Raum in dem wir zwei Prüferinnen vorfanden. Wir fünf setzten uns und es ging los. Als erstes musste sich jeder von uns kurz auf englisch vorstellen. Danach war der einzige mündliche Teil, der auf englisch ablief, auch schon vorbei und wir begannen mit den Referaten. Die Diskussionsrunden nach jedem Vortrag waren nicht sonderlich ausgedehnt. Meistens sagte jeder nur einen Satz und seine Meinung zu dem gerade vorgetragenem Thema. Richtig diskutiert wurde nicht so wirklich. Nach den Referaten gingen wir in einen anderen Raum und mussten ein paar Bögen nach "Multiple Choice- Prinzip" ausfüllen und fünf Fragen zum Auslandsjahr in einem zusammenhängenden Text beantwortet. Zum Beispiel, wie wir in einer bestimmten Situation reagieren würden oder wie wir uns bestimmte Dinge in Amerika vorstellen. Das war dann alles wieder auf englisch. Währenddessen wurden wir nacheinander zu Einzelgesprächen gerufen. Da sollte ich bestimmte Dinge, die ich in meinen Bewerbungsunterlagen geschrieben hatte noch mal genauer erklären und begründen. Das war's eigentlich schon. Am Ende haben wir uns alle wieder im ersten Raum versammelt und uns wurde erklärt, wie es nun weiter gehen würde. Unterm Strich würde es jetzt wieder einige Zeit lang dauern, bis weitere Entscheidungen gefällt werden würden. Zuerst mussten noch alle ausstehenden Auswahlgespräche geführt und ausgewertet werden. Alleine das würde noch bis kurz vor Weihnachten dauern. Dann sollte es an das Ausstellen von Listen mit möglichen Kandidaten für das Stipendium gehen. In dieser Phase würden die ersten Leute auch schon eine Absage bekommen. Nach dem Fertigstellen der Liste würde das Ganze dann dem Bundestagsabgeordneten des Wahlkreises, der für das PPP zuständig ist, vorgelegt werden (in meinem Wahlkreis Franz Thönnes, SPD). Der würde schließlich bis zu fünf Leute zu einem persönlichen Gespräch mit ihm einladen und am Ende einen für das Stipendium nominieren.
Fazit: Je länger man noch keine Absage erhalten hatte, desto größer wurde die Wahrscheinlichkeit,    dass man zu einem Gespräch mit Franz Thönnes eingeladen werden würde. Aber auch jetzt hieß es erstmal warten, warten, warten...         

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