Samstag, 21. September 2013

Meine ersten Tage

Endlich komme ich mal dazu, mich zu melden. Die letzten Wochen waren einfach total aufregend und zwischen den ganzen neuen Eindrücken und Pflichten habe ich nur sehr wenig Zeit für andere Dinge außer Amerika gehabt. Jetzt habe ich endlich mal ein bisschen Zeit zum Herunterfahren und Entspannen, aber fangen wir erstmal von vorne an...
Als ich vor drei Wochen am Donnerstag Abend gegen 21:30 Uhr Ortszeit am Flughafen in Rochester ankam, war ich ganz schön fertig. Den ganzen Tag im Flieger gesessen, Zeitverschiebung und Abschied hatten mich nicht gerade fiter gemacht, doch trotzdem hatte ich es durchgehalten, keine einzige Minute zu schlafen. Die Aufregung hatte also auch ihre Wirkung gezeigt.
Der Empfang am Flughafen war dann sehr herzlich. Beatrice und Tim, die meine neuen Eltern für zehn Monate sein würden, kamen mir strahlend entgegen und hielten ein Schild mit der Aufschrift "Welcome Aaron" in der Hand. Der Nachbar von gegenüber, der ein sehr guter Freund der Familie ist, war auch dabei und gemeinsam begrüßten sie mich nacheinander mit einer herzlichen Umarmung. Nachdem wir dann zusammen meinen Koffer abgeholt hatten, was hier komischerweise nach dem "Empfang" geschieht, ging es auch schon nach Hause. Beatrice und ich fuhren alleine in ihrem Auto nach Hause, wohingegen Tim noch kurz in die Stadt musste und Lynn (der Nachbar) in seinem eigenem Auto abzischte. Auf dem Weg hatten Beatrice und ich dann schon unsere erste schöne Unterhaltung und ich fühlte mich sofort super gut aufgehoben. Zuhause angekommen war dann ein kurzes Telefonat nach Deutschland fällig und meine Gastgeschenke überreichte ich auch schon sofort, die übrigens sehr gut ankamen. Ich hatte ein englisches Kochbuch für deutsche Gerichte, einen Kalender von Schleswig-Holstein, ein englisches Buch über die Deutschen und T-Shirts mit den Koordinaten meines Wohnortes und einer Karte von Schleswig-Holstein besorgt. Danach hieß es ab ins Bett. Freitag schlief ich erstmal aus. Beatrice und Tim mussten beide arbeiten, hatten mir aber gesagt, dass Lynn die ganze Zeit Zuhause ist und ich jederzeit zu ihm rübergehen kann. Außerdem kam Tim einmal kurz vorbei um nach dem Rechten zu schauen. Den Mittag verbrachte ich mit dem Auspacken meines Koffers. Den Basketballkorb auf der Auffahrt probierte ich auch gleich schonmal aus. Gegen Nachmittag fuhr ich mit Lynn zusammen in die Stadt und er zeigte mir meine Schule. Der erste Eindruck war genauso wie man sich eine amerikanische High School vorstellt. Lange Schulflure, die von Schließfächern gesäumt sind, unglaubliche viele Football-, Baseball- und Fußballfelder und sogar ein paar Tenniscourts. Am meisten geflasht war ich von dem Hauptfootballfeld, das sogar eine große Tribüne hatte. Die typische Sporthalle mit den Basketballkörben und den Tribünen fehlte natürlich auch nicht. Meine erste Angst war: "Wie um Himmels Willen, soll ich mich in diesem Gewirr aus Gängen, Klassenräumen und Schließfächern jemals zurechtfinden?" Dies Sorge sollte sich aber schon nach meinem ersten Schultag verflüchtigen aber dazu später mehr. Abgeschlossen haben wir unsere kleine Spritztour dann, mit meinem erstem amerikanischem Eis. Ich hatte natürlich auch Zeit mich mit Lynn zu unterhalten und er ist echt total nett. Wie fast jeder Amerikaner ist er ein großer Sportsfan, fiebert aber für andere Teams als Tim und beide wollen mich auf ihrer Seite haben. In Deutschland würde Lynn für Dortmund und Tim für Bayern fiebern, um den Unterschied mal konkreter darzustellen. Irgendwann werde ich wohl also noch eine Entscheidung zu fällen haben! Später hat mich Lynn dem Fußballtrainer der High School- Mannschaft vorgestellt, der hier in der Nachbarschaft wohnt. Er war sofort davon begeistert, dass ich aus Deutschland komme und lud mich direkt zum Training am Dienstag nach der Schule ein. Eigentlich hatte ich, als noch nicht feststand wo ich hinkomme, gedacht, dass ich in Amerika einen anderen Sport ausprobieren würde. Als dann aber klar war, dass es in die Umgebung von Rochester geht, einer Region in der Fußball sehr beliebt ist, habe ich mich dann doch umentschieden. Abends sind Tim, Beatrice und ich gemeinsam in ihrem Stammlokal essen gegangen. Das brachte mir die Gelegenheit meinen ersten amerikanischen Burger zu testen, was sehr positiv ausfiel. Mein erster Tag in Amerika neigte sich dem Ende zu und mein erster Eindruck war unglaublich toll. Ich fühlte mich schon nach einem Tag sehr wohl und rundum glücklich. Die Gegend hier ist einfach echt schön. Sehr ländlich und friedlich, aber das ist ja genau das, was ich wollte. Farmington (der Ort in dem wir wohnen) ist niedlich und überall stehen diese typisch amerikanischen Häuser mit den großen gepflegten Gärten und den geräumigen Garagen. Alle sind aufgeschlossen und total freundlich. Besser geht's eigentlich nicht!
Mein erstes amerikanisches Frühstück!
Am Samstag hatten Beatrice und Tim schon was mit mir vor. Nachmittags ging es auf ein Heißluftballon- Festival, das die Beiden jedes Jahr besuchen. Im Grunde ist es nichts anderes, als das an die 50 Heißluftballons, in allen Größen und Formen, nacheinander in die Luft abheben. Das Ganze ist schon ziemlich beeindruckend und bietet ein tolles Bild. Danach ging's in Tim's Lieblingsrestaurant mit den besten "Chicken Wings", die ich in meinem ganzen bisherigen Leben gegessen habe. Sonntag lag auch schon ein weiteres Festival an: "The Great State Fair". Was man sich darunter vorzustellen hat? Ein riesiges Fest, das zu Ehren des Staates New York gefeiert wird.  Als mir Beatrice und Tim erzählten, dass wir dorthin fahren würden, unterschätzte ich die Größe des Ganzen komplett. In meinem Kopf bildete sich das Bild eines kleinen deutschen Festivals, mit nicht all zu großen Menschenmassen. Als wir dann schließlich ankamen, wurde ich eines Besseren belehrt. Das Erste womit ich nicht gerechnet hatte war, dass ein Teil des Festes aus einem Jahrmarkt mit Achterbahnen und anderen Fahrattraktionen bestand. Um das Ausmaß des Geländes des ganzen Festes einigermaßen gut definieren zu können: Wir haben den ganzen Tag gebraucht um einmal alles gesehen zu haben. Jede Region des Staates New York hatte sein eigenes kleines Gebiet in dem alles präsentiert wurde, was aus dieser Region kommt. Sei es Essen, Tiere oder handwerkliche Arbeiten. Zusätzlich konnte man sich vor allgemeinen Essenständen gar nicht retten. Ich finde, dass dieses Fest gut gezeigt hat, wie stark das Nationalgefühl der Amerikaner ist. Der Stolz, mit dem die Leute ihre eigens hergestellten Produkte präsentierten und die Freude, die sie den anderen Leuten damit bereiteten. Diese Art von Umgang findet man hier überall. Zum Beispiel wenn man in ein Geschäft geht, einkauft oder sonst wie in Kontakt mit fremden Leuten gerät. Das Erste was man gefragt wird ist: "How are you today?". Es ist nicht unbedingt immer sehr Ernst gemeint aber folglich geht es ja ums Prinzip. Gerade mir ist es heute im Einkaufszentrum passiert, dass mich ein Verkäufer wegen meines Akzentes nach meiner Herkunft gefragt hat und mir dann mit einem Handschlag gesagt hat, wie toll es doch sei mich hier zu haben. Ich glaube kaum, dass Einem sowas in Deutschland widerfahren würde. Um das mit dem Festival abzuschließen, Beatrice und ich sind dann Abends noch mit einigen Attraktionen gefahren. Meine beiden Gasteltern sind was Fahrattraktionen betrifft genau solche Fans wie ich. Tim kann durch eine Operation im Nacken aber leider nur sehr wenig mitmachen. Ein weiterer toller Tag neigte sich dem Ende zu. Montag hatte ich zum Glück noch keine Schule und erstmal ein bisschen Zeit für mich. So konnte ich mich auf die Schule vorbereiten und ein paar organisatorische Dinge erledigen. Außerdem habe ich einen Senior (Schüler der 12. Klasse) aus der Nachbarschaft kennengelernt, der mittlerweile schon ein ganz guter Freund von mir ist. Er hat mir erstmal erzählt, was ich von der Schule zu erwarten habe und was ich für sie brauche, sodass Beatrice und ich gegen Mittag in die Stadt sind, um die Sachen zu besorgen. Nachmittags bin ich dann wieder zu ihm rüber. Wir haben uns gegenseitig viele Fragen gestellt und eine Runde Basketball gespielt.
So viel zu meinen ersten Tagen in Amerika. Dienstag hieß es dann: "American High School". Dafür mache ich aber einen eigenen Eintrag, denn sonst wird dieser Post hier eindeutig zu lang :D

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