So jetzt würde ich gerne mal von meiner chronologischen
Reihenfolge abweichen und in die Gegenwart springen, da gerade eine Menge
aufregender Sachen passieren. Zurzeit sitze ich nämlich in meinem Flieger nach
Chicago und befinde mich mitten über dem Atlantik. Direkt nördlich von uns
liegt Grönland und wir fliegen auf einer Höhe von 10363 Metern. Das Flugzeug
ist riesig und hat sogar eine zweite Etage, die aber leider für die first-class
vorbehalten ist. Schon seit 4Uhr in der früh bin ich jetzt auf den Beinen und
das zurzeit sogar noch ohne Müdigkeit, was aber auch an der Aufregung liegen
mag. Da ich gestern Abend schon mein Gepäck am Hamburger Flughafen eingecheckt
hatte, blieb mir heute morgen wenigstens ein bisschen Stress erspart. Mein
Flieger nach Frankfurt sollte um 7Uhr abheben, weswegen wir uns schon gegen
viertel nach fünf auf den Weg zum Flughafen machten. Im Schlepptau waren meine
Eltern, mein Bruder und mein bester Kumpel und wir alle waren ziemlich
aufgeregt, aber auch traurig. Ich freute mich natürlich schon riesig, bin mir
der Tragweite des Ganzen aber noch immer nicht wirklich bewusst. Es scheint
alles wie im Traum und meine Vorstellungskraft schafft es einfach nicht, eine
Zeitspanne von 10 Monaten, die ich ganz weit weg von Zuhause verbringen werde,
zu überblicken. Ich denke aber, dass es mir nach den ersten Wochen auf dem
anderen Kontinent, schon anders gehen wird und dann werde ich begreifen, dass
10 Monate ein Klacks sind.
Heute Morgen ging alles einfach viel zu schnell, was
wiederrum vielleicht aber auch ganz gut ist, da der Abschied sonst
wahrscheinlich noch schwieriger gefallen wäre. Dann bin ich plötzlich schon in
Frankfurt gelandet, bin zum Gate meines Fluges nach Chicago gelaufen und habe
die ganzen anderen Austauschschüler getroffen. Das war ein Wiedersehen! Ende
Mai hatte ich mit den anderen Stipendiaten meiner Organisation ein einwöchiges
Vorbereitungsseminar in Berlin absolviert und innerhalb dieser kurzen Zeit sind
mir alle richtig doll ans Herz gewachsen. Tja und einige von denen fliegen
heute mit mir zusammen über den großen Teich. Es ist echt beruhigend, wenn
nicht alle Gesichter einem neu sind.
Was ich noch gar nicht erzählt hatte war, wo ich denn nun
hinkommen werde. Also nach meiner Ankunft in Chicago habe ich noch ca. sechs Stunden
Aufenthalt. Danach geht mein Anschlussflug nach Rochester. Das ist eine Stadt
im Bundesstaat New York, die dicht am Ontariosee liegt. Der wiederrum befindet
sich an der Grenze zu Kanada. Der Ort, in dem meine Gastfamilie wohnt, heißt
Farmington. Farmington ist ca. 30km von Rochester entfernt. Die nächste,
größere Stadt ist Victor, wo ich auch auf die Victor Central School gehen
werde. Meine Gasteltern haben beim vorgestrigen Skypen schon einen richtig
netten Eindruck gemacht. Sie haben zwar leider keine Kinder, was aber auch
Vorteile mit sich bringt. Besonders die Eifersucht, die häufig unter
Gastgeschwistern und Austauschschüler entsteht, kann mich schon mal nicht
erwischen. Außerdem habe ich so die Möglichkeit meinen ganz eigenen
Freundeskreis aufzubauen:)
Naja...jetzt bin ich erst mal total gespannt, wie sie mich
in Empfang nehmen werden. Doch bevor das passiert, habe ich noch eine lange
Reise vor mir. Von jetzt an noch fast fünf Stunden bis zur Landung in Chicago,
dann sechs Stunden Aufenthalt am Flughafen und am Ende steht mir ein
zweieinhalb stündiger Flug nach Rochester bevor, wo ich dann vorrausichtlich um
halb zehn Ortszeit ankomme. Dann ist es in Deutschland halb vier mitten in der
Nacht. Die Müdigkeit wird mich definitiv nicht verschonen!
(Stand: 29.08./15:30Uhr deutscher Zeit :D)
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