Donnerstag, 29. August 2013

Aufbruch - Auf geht's über den großen Teich!


So jetzt würde ich gerne mal von meiner chronologischen Reihenfolge abweichen und in die Gegenwart springen, da gerade eine Menge aufregender Sachen passieren. Zurzeit sitze ich nämlich in meinem Flieger nach Chicago und befinde mich mitten über dem Atlantik. Direkt nördlich von uns liegt Grönland und wir fliegen auf einer Höhe von 10363 Metern. Das Flugzeug ist riesig und hat sogar eine zweite Etage, die aber leider für die first-class vorbehalten ist. Schon seit 4Uhr in der früh bin ich jetzt auf den Beinen und das zurzeit sogar noch ohne Müdigkeit, was aber auch an der Aufregung liegen mag. Da ich gestern Abend schon mein Gepäck am Hamburger Flughafen eingecheckt hatte, blieb mir heute morgen wenigstens ein bisschen Stress erspart. Mein Flieger nach Frankfurt sollte um 7Uhr abheben, weswegen wir uns schon gegen viertel nach fünf auf den Weg zum Flughafen machten. Im Schlepptau waren meine Eltern, mein Bruder und mein bester Kumpel und wir alle waren ziemlich aufgeregt, aber auch traurig. Ich freute mich natürlich schon riesig, bin mir der Tragweite des Ganzen aber noch immer nicht wirklich bewusst. Es scheint alles wie im Traum und meine Vorstellungskraft schafft es einfach nicht, eine Zeitspanne von 10 Monaten, die ich ganz weit weg von Zuhause verbringen werde, zu überblicken. Ich denke aber, dass es mir nach den ersten Wochen auf dem anderen Kontinent, schon anders gehen wird und dann werde ich begreifen, dass 10 Monate ein Klacks sind.
Heute Morgen ging alles einfach viel zu schnell, was wiederrum vielleicht aber auch ganz gut ist, da der Abschied sonst wahrscheinlich noch schwieriger gefallen wäre. Dann bin ich plötzlich schon in Frankfurt gelandet, bin zum Gate meines Fluges nach Chicago gelaufen und habe die ganzen anderen Austauschschüler getroffen. Das war ein Wiedersehen! Ende Mai hatte ich mit den anderen Stipendiaten meiner Organisation ein einwöchiges Vorbereitungsseminar in Berlin absolviert und innerhalb dieser kurzen Zeit sind mir alle richtig doll ans Herz gewachsen. Tja und einige von denen fliegen heute mit mir zusammen über den großen Teich. Es ist echt beruhigend, wenn nicht alle Gesichter einem neu sind.
Was ich noch gar nicht erzählt hatte war, wo ich denn nun hinkommen werde. Also nach meiner Ankunft in Chicago habe ich noch ca. sechs Stunden Aufenthalt. Danach geht mein Anschlussflug nach Rochester. Das ist eine Stadt im Bundesstaat New York, die dicht am Ontariosee liegt. Der wiederrum befindet sich an der Grenze zu Kanada. Der Ort, in dem meine Gastfamilie wohnt, heißt Farmington. Farmington ist ca. 30km von Rochester entfernt. Die nächste, größere Stadt ist Victor, wo ich auch auf die Victor Central School gehen werde. Meine Gasteltern haben beim vorgestrigen Skypen schon einen richtig netten Eindruck gemacht. Sie haben zwar leider keine Kinder, was aber auch Vorteile mit sich bringt. Besonders die Eifersucht, die häufig unter Gastgeschwistern und Austauschschüler entsteht, kann mich schon mal nicht erwischen. Außerdem habe ich so die Möglichkeit meinen ganz eigenen Freundeskreis aufzubauen:)

Naja...jetzt bin ich erst mal total gespannt, wie sie mich in Empfang nehmen werden. Doch bevor das passiert, habe ich noch eine lange Reise vor mir. Von jetzt an noch fast fünf Stunden bis zur Landung in Chicago, dann sechs Stunden Aufenthalt am Flughafen und am Ende steht mir ein zweieinhalb stündiger Flug nach Rochester bevor, wo ich dann vorrausichtlich um halb zehn Ortszeit ankomme. Dann ist es in Deutschland halb vier mitten in der Nacht. Die Müdigkeit wird mich definitiv nicht verschonen!
(Stand: 29.08./15:30Uhr deutscher Zeit :D)

Dienstag, 27. August 2013

Wie alles begann...Teil 2

...Ende August 2012 hieß es dann für mich: Auf nach Frankreich! Über meine Schule hatte ich mich bei einem dreimonatigen Austausch mit Frankreich angemeldet. Im Frühjahr war mein Franzose schon für fast drei Monate bei mir gewesen und jetzt war ich an der Reihe. Wir hatten uns auf Anhieb super verstanden, was unter anderem auch an dem super Austauschprogramm lag. Es heißt Brigitte-Sauzay und stellt eine Partnerschaft zwischen deutschen und französischen Schulen dar. Durch das Erstellen eines eigenen Accounts und der Angabe seiner persönlichen Interessen, konnte man den perfekt zu einem passenden Austauschschüler finden. Aus diesem Grund konnte man sich eigentlich nur gut mit seinem Austauschschüler verstehen es sei denn, dass man die Suche nicht rechtzeitig begonnen hatte und dann keinen passende/n Französin/Franzosen mehr fand. Die drei Monate vergingen letztendlich wie im Flug und es war wirklich eine unglaublich tolle Zeit. Mein Aufenthalt in Frankreich hat mich um viele neue Erfahrungen&Eindrücke bereichert und mich in meinem Vorhaben, ein ganzes Jahr im Ausland zu verbringen, nur noch mehr bestätigt.

Kurz nach meiner Rückkehr am 10. November lag endlich ein Brief von GIVE im Briefkasten. Nachdem ich Ende Juni meine Bewerbungsunterlagen eingeschickt hatte, war bis auf die Eingangsbestätigung der Unterlagen und einem kurzen E-Mail- Kontakt kein Feedback gekommen. Dabei hatte ich schon die ganze Zeit über auf irgendein Zeichen gewartet. Jetzt war es soweit. Würde das ganze Vorhaben nun schon beendet sein oder würde ich weiter die Chance auf das Stipendium haben? Letzteres traf zu, denn es war tatsächlich die Einladung zu einem Auswahlgespräch! Ich freute mich riesig, doch stieg auch gleich ein bisschen Angst in mir auf. Was würde mich da erwarten und wie würden die anderen Bewerber sein? Im Voraus hatte ich mich im Internet schon über den Ablauf so eines Auswahlgespräches informiert, doch je nach Organisation und Wahlkreis gingen die Berichte darüber weit auseinander. So musste ich also mit fast allem rechnen und war nicht wesentlich schlauer als vorher. Beim genaueren Durchlesen der Einladung viel mir dann aber schnell auf, dass dort schon alles drin stand, was ich für das Gespräch zu wissen brauchte:

- das gesamte Gespräch würde ca. 3 Stunden dauern
- bestehend aus einem schriftlichen und einem mündlichen Teil
- sowohl in deutscher, als auch in englischer Sprache
- Gruppengespräch & Einzelgespräch
- Kurzreferat über ein aktuelles Thema
- Diskussionsrunde nach jedem Referat

Damit war die Vorbereitung eröffnet. Von jetzt an hieß es jeden Tag Nachrichten zu gucken und ein passendes Thema für das Kurzreferat zu finden. Außerdem musste ich erstmal wieder in die englische Sprache reinfinden, da ich nach drei Monaten Frankreich fast nur noch französische Wörter im Kopf hatte. Bezüglich aktueller Geschehnisse in der Welt brauchte ich mir eigentlich weniger sorgen zu machen, weil ich sowieso schon regelmäßig Zeitung lese. Da ich auf die Themen der Anderen gut vorbereitet sein wollte, um mich an den Diskussionsrunden erfolgreich beteiligen zu können, musste ich  den Nachrichten aber noch genauer Folgen, als ich es bis jetzt schon immer getan hatte. Schließlich würden die Kurzreferate ja über eines der aktuellen Ereignisse gehen. Was sich im Endeffekt aber als wesentlich schwieriger herausstellte, war das Finden eines Themas für mein eigenes Kurzreferat. Mein erster Gedanke war die Energiewende. Ein Thema, das eigentlich immer wieder in den Nachrichten zu sehen ist und mich persönlich auch sehr interessierte. Leider wurde mir auf den zweiten Blick klar, dass die Energiewende für ein Kurzreferat mit einer Länge von 3-4 Minuten viel zu komplex sein würde. Ich hätte natürlich versuchen können nur einige Aspekte der Energiewende aufzugreifen und eine Zusammenfassung zu machen. Das wäre für mich aber eine ganz schöne Arbeit geworden, da "etwas zusammenzufassen" nicht gerade zu meine Stärken zählt. Außerdem hatte ich nach drei Monaten Abwesenheit in der Schule so einiges nachzuholen und bis zum Gespräch blieben mir nur noch gute zwei Wochen. Nach langer Suche stieß ich dann endlich auf das perfekte Thema: "Arbeitsbedingungen in der dritten Welt". Als aktuellen Aufhänger dafür nahm ich die Brände in den Textilfabriken in Bangladesch und meine Diskussionsfrage lautete: "Können wir mit der Boykottierung bestimmter Textilgeschäfte (H&M, C&A, usw...) etwas für die Verbesserung der Arbeitsbedingungen in der dritten Welt tun?" Das Schreiben der Karteikarten war schnell erledigt und nachdem ich das Referat mehrmals durchgegangen war, konnte ich es auch eigentlich schon frei vortragen. Dem Gespräch stand also nichts mehr im Wege!

Am 29.11 ging es dann los nach Lübeck. Das Auswahlgespräch fand in einer Jugendherberge in Lübeck statt und ich war ziemlich aufgeregt. Besonders gespannt war ich auf die anderen Bewerber, die mit mir in einer Gruppe sein würden. Ich traf ca. 10 Minuten bevor das Ganze losgehen sollte in der Jugendherberge ein und sah auch schon gleich ein paar andere Jugendliche, an die ich mich sofort wendete. Schnell wurde klar, dass wir wohl alle zusammen als Gruppe das Gespräch durchlaufen würden. Sie machten alle einen sehr netten Eindruck und waren mindestens genauso aufgeregt wie ich. Die größte Überraschung war, dass ich ein Mädchen sogar schon kannte. Sie kam aus meiner Parallelklasse! Du kannst dir gar nicht vorstellen, was in diesem Moment für eine Anspannung von mir abfiel. Jetzt hatte ich jemanden, den ich kannte und einschätzen konnte. Nun war ich echt gelassen und einfach nur noch gespannt, wie ich mich schlagen würde. Irgendwann kam uns eine Gruppe anderer Bewerber entgegen, was nur heißen konnte, dass wir jetzt an der Reihe waren. Wir gingen in einen Raum in dem wir zwei Prüferinnen vorfanden. Wir fünf setzten uns und es ging los. Als erstes musste sich jeder von uns kurz auf englisch vorstellen. Danach war der einzige mündliche Teil, der auf englisch ablief, auch schon vorbei und wir begannen mit den Referaten. Die Diskussionsrunden nach jedem Vortrag waren nicht sonderlich ausgedehnt. Meistens sagte jeder nur einen Satz und seine Meinung zu dem gerade vorgetragenem Thema. Richtig diskutiert wurde nicht so wirklich. Nach den Referaten gingen wir in einen anderen Raum und mussten ein paar Bögen nach "Multiple Choice- Prinzip" ausfüllen und fünf Fragen zum Auslandsjahr in einem zusammenhängenden Text beantwortet. Zum Beispiel, wie wir in einer bestimmten Situation reagieren würden oder wie wir uns bestimmte Dinge in Amerika vorstellen. Das war dann alles wieder auf englisch. Währenddessen wurden wir nacheinander zu Einzelgesprächen gerufen. Da sollte ich bestimmte Dinge, die ich in meinen Bewerbungsunterlagen geschrieben hatte noch mal genauer erklären und begründen. Das war's eigentlich schon. Am Ende haben wir uns alle wieder im ersten Raum versammelt und uns wurde erklärt, wie es nun weiter gehen würde. Unterm Strich würde es jetzt wieder einige Zeit lang dauern, bis weitere Entscheidungen gefällt werden würden. Zuerst mussten noch alle ausstehenden Auswahlgespräche geführt und ausgewertet werden. Alleine das würde noch bis kurz vor Weihnachten dauern. Dann sollte es an das Ausstellen von Listen mit möglichen Kandidaten für das Stipendium gehen. In dieser Phase würden die ersten Leute auch schon eine Absage bekommen. Nach dem Fertigstellen der Liste würde das Ganze dann dem Bundestagsabgeordneten des Wahlkreises, der für das PPP zuständig ist, vorgelegt werden (in meinem Wahlkreis Franz Thönnes, SPD). Der würde schließlich bis zu fünf Leute zu einem persönlichen Gespräch mit ihm einladen und am Ende einen für das Stipendium nominieren.
Fazit: Je länger man noch keine Absage erhalten hatte, desto größer wurde die Wahrscheinlichkeit,    dass man zu einem Gespräch mit Franz Thönnes eingeladen werden würde. Aber auch jetzt hieß es erstmal warten, warten, warten...         

Samstag, 17. August 2013

Wie alles begann...Teil 1

Um dir einen kleinen Einstieg in mein Jahr zu bieten, würde ich gerne alles von vorne aufrollen und erst einmal mit meiner Bewerbungsphase und der Vorbereitung für das Jahr beginnen...

Im Frühjahr 2012 begann alles ins rollen zu kommen. Schon seit längerem hatte ich den Wunsch ein Jahr im Ausland zu verbringen. Das rührt vor allem durch die vielen Au-Pair-Mädchen her, die sich im jungen Alter um mich und meinen Bruder gekümmert haben. Durch sie habe ich Einblicke in verschiedenste Kulturen bekommen und mein Interesse für fremde Länder war geweckt. 
Da der finanzielle Aufwand für ein Auslandsjahr aber nicht ganz gering ist und meine schulischen Leistungen im grünen Bereich liegen, habe ich gezielt nach einer Möglichkeit für ein Stipendium gesucht. Als ich dann in der Zeitung auf das PPP gestoßen bin, schien für mich alles klar. 

Das Parlamentarische-Patenschafts-Programm, kurz PPP, ist ein Schüler-und Berufstätigenstipendium, das vom deutschen Bundestag und dem amerikanischen Kongress finanziert wird. Jedes Jahr gibt es 285 deutschen Schülern und 75 jungen Berufstätigen die Möglichkeit ein Jahr in den USA zu verbringen, wobei alle Kosten komplett übernommen werden! Das gleiche gilt für amerikanische Schüler und junge Berufstätige, die ein Jahr in Deutschland verbringen wollen. Das Programm wurde 1983 anlässlich des 300. Jahrestages der ersten deutschen Einwanderung in Amerika ins Leben gerufen. Die Auswahl der Stipendiaten wird von Austauschorganisationen und Abgeordneten des Bundestages getroffen. Das ganze Auswahlverfahren ist in die 299 Wahlkreise gegliedert, was bedeutet, dass jede Austauschorganisationen bestimmte Wahlkreise betreut und die Bewerbungsphase durchführt. Generell wird pro Wahlkreis ein Schülerstipendium vergeben und in manchen auch noch ein Berufstätigenstipendium. Ob und wie viele Stipendien ein Wahlkreis vergibt, ist von der Bewerbungslage abhängig.

Der erste Schritt war das Anfordern einer Broschüre, die viele Informationen zum PPP beinhaltete und die ersten Stufen der Bewerbung in sich trug: Die Bewerbungskarte. Diese musste ausgefüllt und zu der zuständigen Organisation meines Wahlkreises geschickt werden. Nachdem ich auf der Internetseite des Bundestages meinen Wahlkreis und dessen Organisation (bei mir war das GIVE) ermittelt hatte, brauchte ich die Karte nur noch abschicken. Die Angabe persönlicher Informationen wie Name, Adresse und Schule waren der einzige Teil der Bewerbungskarte. Nach ein paar Tagen erhielt ich dann ein wesentlich umfangreicheres Bewerbungspaket. Diesmal waren die Daten, die ich zu meiner Persönlichkeit angeben musste, um ein vielfaches komplexer. Beglaubigte Kopien der Zeugnisse der letzten drei Jahre (Halb- und Jahreszeugnisse), Gutachten der Schule, Bewerbungsbogen mit Lichtbild, Selbstdarstellung und das Ganze sowohl im Original als auch als Kopie. Einziges Problem: Ich befand mich schon in meiner letzten Schulwoche vor den Sommerferien und die Absendefrist lief in der zweiten Ferienwoche ab. Da ich die ersten beiden Ferienwoche in den Urlaub wollte, blieb mir also nur noch eine einzige Woche um alles zu erledigen. Du kannst dir vorstellen, was das im Endeffekt bedeutete. Zum Glück schaffte ich dank der schnellen Mitarbeit meiner Klassenlehrerinnen, die Unterlagen, die ich von der Schule brauchte, noch rechtzeitig an Mann zu bringen und mein Bewerbungspaket wanderte pünktlich in den Briefkasten.
Als ich nach meinem Urlaub wieder Zuhause ankam, war auch gleich schon ein Brief von GIVE da. Meine Unterlagen waren vollständig angekommen. Zum Glück! Außerdem wurde mir mitgeteilt, dass ich noch bis Ende Oktober auf weitere Nachrichten warten müsste, weil dort erst die endgültige Bewerbungsfrist abliefe. Danach würde man mir sagen, ob ich zur nächsten Stufe, dem Bewerbungsgespräch, eingeladen werde oder ob das Ganze an dem Punkt für mich schon zu Ende sei. Also hieß es jetzt erstmal warten, warten, warten...