Wir
schreiben den Morgen des 24. Augusts 2013. Einen Morgen, den ich auch noch nach
einem Jahr genau so gut in Erinnerung habe, als wäre es gestern. Mein Wecker
klingelte gegen vier Uhr morgens, doch eigentlich war ich schon wach, bevor er
überhaupt das erste Klingeln von sich geben konnte. Die verschiedensten Gefühle
hatten mich schon fast die ganze Nacht lang wach gehalten, was bei der
Bedeutung des kommenden Tages auch nicht verwunderlich war. Zehn Monate würde
ich weit von Zuhause weg verbringen. Weit entfernt von alldem, was ich über die
damals 16 Jahre meiner Lebenszeit hinweg aufgebaut habe. Zwischen mir und all
diesen Dingen würde morgen schon ein riesiger Ozean liegen. Die gesamte
Tragweite meines Vorhabens war mir zum damaligen Zeitpunkt nicht in
entferntester Weise bewusst. Einerseits herrschte in meinem Kopf ein komplettes
Gefühlschaos, das von Angst und Unglauben, bis hin zu totaler Aufregung, alles
Erdenkliche parat hatte. Andererseits war da nur eine einzige, füllende Leere.
Meine Vorstellungskraft reichte nicht aus, um sich die lange Zeitspanne von
zehn Monaten vor Augen führen zu können. Immer wieder erwischte ich mich dabei,
wie ich kopfschüttelnd und gleichzeitig lächelnd durch unser Haus lief. Ich
schien vor Energie zu explodieren, obwohl ich mich eigentlich am Liebsten unter
meine Decke gekauert hätte. Trotzdem wäre ich, wenn es nach mir gegangen wäre,
schon viele Wochen früher in die USA geflogen. Das ständige Warten auf den
Abflug hatte mich verrückt gemacht, doch nun war der Tag endlich gekommen. Ich
konnte es kaum noch erwarten.
Die Stimmung auf dem Weg zum Hamburger
Flughafen hätte nicht bedrückender sein können. Meine beiden Eltern, mein
Bruder und ein guter Freund begleiteten mich, aber ich schien der Einzige zu
sein, der noch irgendetwas Positives an meiner Abreise finden konnte. Am
Flughafen ging dann alles wahnsinnig schnell und bevor ich mich versah, saß ich
auch schon im Flieger nach Frankfurt. Diese ersten Stunden meiner unglaublichen
Reise erscheinen mir rückblickend wie ein Traum. Ein Traum der wahr geworden
war und der ein bisschen Zeit brauchte, um sich in meinem Kopf in Realität zu
verwandeln.
Meinen
ersten Schritt auf amerikanischem Boden tat ich am Flughafen von Chicago. Nun
war ich endlich da und schon total aufgeregt auf meine Gastfamilie, die ich
aber erst gegen späten Abend erreichen würde. Erst zwei Wochen vor meinem
Abflug hatte ich erfahren, wer meine beiden Gasteltern sein würden. Damit wurde
natürlich auch endlich klar, wo es für mich hingehen würde. Mein Ziel hieß
Rochester im Staat New York und mich erwartete ein tolles Einfamilienhaus mit
einer Gastmutter und einem Gastvater. Diese beiden Personen würden sich im
Laufe des Jahres zu einem der wichtigsten Bestandteile meines Aufenthaltes
entwickeln und auch heute kann ich meine Dankbarkeit noch nicht in Worte
fassen. Schon am Abend meiner Ankunft kristallisierte sich heraus, dass es eine
wunderbare Zeit werden würde. Sie brachten mir von Anfang an eine unglaubliche
Wärme entgegen und vermittelten mir zu jeder Zeit das Gefühl, dass ich
willkommen war. Nichts desto trotz haben sie auch schon ganz zu Beginn eine
strenge Linie bezüglich der Regeln verfolgt, um somit künftige
Missverständnisse zu vermeiden. Durch ihre Art mit mir umzugehen, habe ich die
Schule nie vernachlässigt, weil ich sie immer stolz machen wollte, ohne mich
auch nur in geringster Weise unter Druck gesetzt zu fühlen. Meine sozialen
Kontakte haben sie dennoch sehr wert geschätzt und mir genügend Spielraum für
Verabredungen und sondergleichen gelassen. Am ersten Wochenende bekam ich meine
Gasteltern dann aber doch recht wenig zu sehen, weil sie beide beruflich viel
zu tun hatten. So hatte ich ein bisschen Zeit, mich an alles zu gewöhnen und
das war auch gar nicht schlecht. Auf dem Weg vom Flughafen zu unserem Haus
hatte mich die unglaubliche Freiheit des Highways schon ziemlich beeindruckt.
Überall schien es so viel Platz zu geben
und beim morgendlichen Spaziergang durch meine Wohnsiedlung wurde sofort klar,
dass sich dieser Eindruck fortwährend bestätigen würde. Die Häuser waren alle
ziemlich groß und die Gärten konnten sich auch blicken lassen. Nirgendswo
erblickt man Zäune oder Hecken, die die Grundstücke voneinander trennten. Alles
schien wie eine einzige Einheit und dadurch begegnete man überall dem Gefühl
von Freiheit. Einer unserer Nachbarn und außerdem guter Freund meiner
Gasteltern wurde ziemlich schnell auf mich aufmerksam und bot mir an, die
Gegend in seinem typisch amerikanischen Cabrio zu erkunden. Somit verbrachte
ich meinen ersten richtigen Tag auf dem neuen Kontinent mit einem Rundgang
durch meine zukünftige High School und einer kleinen Stadtführung durch den
nächstgelegenen Ort Victor. Außerdem machte er mich gleich mit dem Fußballcoach
meiner High School bekannt, sodass ich schon für das erste Training in der
kommenden Woche eingeladen war.
Mit dem Beginn der Schule hatte einer der wohl größten Aspekte meines Aufenthaltes in Amerika begonnen. Die ersten Tage lang lief ich noch ein wenig verplant durch das Schulgebäude. Zum Glück hatte ich schon mit ein paar Leuten aus meiner Wohnsiedlung Bekanntschaft gemacht. Dadurch hatte ich eigentlich immer jemanden, der mir zur Seite stand wenn ich mal Fragen hatte. Als dann das offizielle Fußballtraining des High School Teams begann, brauchte ich mir darum sowieso keine Sorgen mehr machen. Ein Teil der Mannschaft zu sein, zog mich in den wahren "Spirit" einer amerikanischen Schule. Plötzlich fühlte ich mich meiner Schule verbunden, obwohl ich doch erst vor so kurzem angekommen war. Außerdem schloss ich meine ersten Freundschaften und schaute schon mit voller Vorfreude auf die kommende Zeit.
Die ersten Wochen übertrumpften alle meine Erwartungen. Jeden Morgen traf ich auf neue Leute, die alle interessiert an meiner Herkunft waren und unbedingt mehr über den "fremden" Deutschen erfahren wollten. Langsam begann ich mich komplett an die Sprache zu gewöhnen und in meinen gewählten Fächern aktiv mitzuwirken. Nach der Schule ging es zum Fußballtraining und nach kurzer Zeit lief ich auch schon für die ersten Spiele gegen andere Schulen der Umgebung auf. Das Schulgebäude mit den über tausend Schülern bereitete mir nur noch wenig Orientierungsprobleme und auf den vielen Sportplätzen des Schulgeländes fand ich mich auch schon einigermaßen gut zurecht. Langsam begann die anfängliche Euphorie der Anderen über meine Ankunft abzuebben und ich konnte nun vollkommen in den normalen Schultag eintauchen.
Die Wochenenden verbrachte ich mit meinen Gasteltern und neu gewonnenen Freunden. Feste Freundschaften zu schließen, blieb über die zehn Monate hinweg eine ganz große Herausforderung. Ich hatte kein Problem mit Leuten ins Gespräch zu kommen, denn ich machte täglich große Fortschritte im Englischen. Meistens gingen die Konversationen dann aber doch nicht über das allgemeine Fragen nach dem Wohlbefinden heraus. Viele Leute waren auch sehr an Deutschland interessiert und stellten mir unheimlich viele Fragen. Trotzdem hat mir das nach einigen Monaten nicht wirklich als Freundschaft gereicht, weil vieles immer oberflächlich blieb und es nie um mich als Persönlichkeit ging. Dieses Problem hat bei mir auch zwischenzeitlich für einen kleinen Einbruch gesorgt, der mir dann letztendlich aber die wertvollsten Erfahrungen meiner Auslandszeit geliefert hat. Der Einbruch hat mich als Persönlichkeit unglaublich gereift und mich zu einem komplett anderen Menschen gemacht. Ich habe gelernt, die kleinsten Dinge im Leben wert zu schätzen und außerdem mich selber zu akzeptieren. Mir sind während des Austauschjahres so viele unterschiedliche Leute begegnet, sei es in der Schule, beim Abarbeiten meiner Sozialstunden im Krankenhaus und in der Bibliothek oder auch in der Familie meiner Gasteltern. Keiner von ihnen war so wie der Andere, denn jeder war einzigartig. Die amerikanische Kultur hat mich unglaublich geprägt, was diese Ansicht betrifft und ich bin unglaublich dankbar dafür. So konnte ich meinen Einbruch hinter mich bringen, obwohl auch noch viele weitere Faktoren dabei eine Rolle spielten. Meine Gasteltern zum Beispiel, die immer für mich da waren und mir jeden Tag eine unglaubliche Liebe entgegenbrachten. Sie machten mit mir viele verschiedene Familienausflüge, sodass ich automatisch auf andere Gedanken kam. Wir waren bei Football-, Basketball- und Baseball-Spielen, verbrachten ein Wochenende bei den Niagarafällen, einige Tage in New York City und in den Frühjahrsferien sogar eine Woche in Florida. Außerdem haben sie mir durch ihre Erlaubnis die Reise nach Hawaii mit meiner Austauschorganisation und 50 anderen Austauschschülern ermöglicht, die wohl die schönste Reise meines bisherigen Lebens gewesen ist. Aber auch meine wahren Freunde, die ich während der Phase des "Schlechtgehens" erst richtig erkannt habe, unterstützten mich unbewusst. Sie kamen auf mich zu und halfen mir mit ihrer Anwesenheit in der Schule und auch an den Wochenenden. Ich konnte ihnen vieles anvertrauen und ohne sie wäre es für mich schwierig geworden wieder auf die Beine zu kommen. Ein nicht zu vergessener Aspekt war aber auch meine amerikanische Schule. Schon nach wenigen Monaten fühlte ich mich ihr mehr verbunden, als ich es je bei meiner deutschen Schule getan hätte. Jedes Wochenende gab es ein Event, ob nun Football-, Basketball- oder Baseball-Spiel unserer Schulmannschaften oder auch Wettkämpfe des Leichtathletik- Teams, von dem ich während des Winters und Frühlings selbst ein Teil wurde. Bei jedem Spiel wurde man von Euphorie überschwemmt und selbst für die eigene Schule antreten zu dürfen, war sowieso das tollste Gefühl, das es geben konnte. Ob man es nun glaubt oder nicht, auch der Unterrichtsstoff trug viel zu meiner positiven Auslandserfahrung bei. In den USA habe ich durch die Fächer Biologie und Anatomie nochmal eine Bestätigung für mein wissenschaftliches Interesse und meinen Traum, eine medizinisch orientierte Karriere zu verfolgen, bekommen.
Der Englischunterricht hat für riesige sprachliche Fortschritte gesorgt und außerdem habe ich durch den Unterricht meine literarische Ader entdeckt. Die Halbjahresarbeit in Form eines sieben-seitigen Aufsatzes habe ich dem Thema "Sinn des Lebens" gewidmet, was das Resultat meiner bis dahin verbrachten Monate in Amerika gewesen war.
Ich persönlich habe mein Jahr in gewisser Weise meinem Sinn des Lebens gewidmet, denn die Erfahrung sich mit dem bloßen Thema einfach nur auseinandergesetzt zu haben, ist schon eine Erfahrung so groß wie keine andere. Bei all den erlebten Dingen musste ich mir die Frage einfach stellen. Wofür bin ich da und wofür mache ich all das? Eine eindeutige Antwort gibt es nicht und ob es sie je geben wird, ist fraglich, doch was zählt ist das, was ich aus diesen zehn Monaten fürs Leben mitgenommen habe. Ich habe starke Freundschaften geschlossen und die amerikanische Kultur kennen gelernt. Ich habe die Vielfältigkeit des Landes und die Offenheit der Menschen erfahren dürfen. Ich habe durch die politischen Diskussionen mit meinem Gastvater tolle Einblicke in die amerikanische Politik gewonnen. Ich selber bin zum amerikanischen Demokrat geworden und habe mich zwischen den Republikanern meiner Gegend behaupten können. Ich habe sowohl Amerika, als auch Deutschland für ganz verschiedene Dinge wert zu schätzen gelernt. Ich wurde von dem "Spirit" in meiner amerikanischen High School überwältigt und bewundere die vielen verschiedenen Entwicklungsmöglichkeiten, die sich den Jugendlichen dort bieten. Auf der anderen Seite ist mir die Fortschrittlichkeit des deutschen Sozialsystems vor Augen geführt worden und das Amerika in dieser Hinsicht schon fast zurückgeblieben wirkt. Trotzdem haben mir die zehn Monate auch Aufschluss auf die Hintergründe vieler Ansichten der Amerikaner gegeben. Es ist eine Nation gefüllt mit Patrioten, die ihr Land lieben wie kein anderes und es ist mir eine Ehre, Teil dieser Gemeinschaft gewesen zu sein. In meinem Herzen werde ich wahrscheinlich für immer ein Stückchen amerikanisch bleiben und nun habe ich ein zweites Zuhause auf der anderen Seite des Atlantiks. Ein Zuhause, das ich nie vergessen werde und das immer in Verbindung mit den zahlreichen Erfahrungen meiner tollen Zeit stehen wird.
Mit dem Beginn der Schule hatte einer der wohl größten Aspekte meines Aufenthaltes in Amerika begonnen. Die ersten Tage lang lief ich noch ein wenig verplant durch das Schulgebäude. Zum Glück hatte ich schon mit ein paar Leuten aus meiner Wohnsiedlung Bekanntschaft gemacht. Dadurch hatte ich eigentlich immer jemanden, der mir zur Seite stand wenn ich mal Fragen hatte. Als dann das offizielle Fußballtraining des High School Teams begann, brauchte ich mir darum sowieso keine Sorgen mehr machen. Ein Teil der Mannschaft zu sein, zog mich in den wahren "Spirit" einer amerikanischen Schule. Plötzlich fühlte ich mich meiner Schule verbunden, obwohl ich doch erst vor so kurzem angekommen war. Außerdem schloss ich meine ersten Freundschaften und schaute schon mit voller Vorfreude auf die kommende Zeit.
Die ersten Wochen übertrumpften alle meine Erwartungen. Jeden Morgen traf ich auf neue Leute, die alle interessiert an meiner Herkunft waren und unbedingt mehr über den "fremden" Deutschen erfahren wollten. Langsam begann ich mich komplett an die Sprache zu gewöhnen und in meinen gewählten Fächern aktiv mitzuwirken. Nach der Schule ging es zum Fußballtraining und nach kurzer Zeit lief ich auch schon für die ersten Spiele gegen andere Schulen der Umgebung auf. Das Schulgebäude mit den über tausend Schülern bereitete mir nur noch wenig Orientierungsprobleme und auf den vielen Sportplätzen des Schulgeländes fand ich mich auch schon einigermaßen gut zurecht. Langsam begann die anfängliche Euphorie der Anderen über meine Ankunft abzuebben und ich konnte nun vollkommen in den normalen Schultag eintauchen.
Die Wochenenden verbrachte ich mit meinen Gasteltern und neu gewonnenen Freunden. Feste Freundschaften zu schließen, blieb über die zehn Monate hinweg eine ganz große Herausforderung. Ich hatte kein Problem mit Leuten ins Gespräch zu kommen, denn ich machte täglich große Fortschritte im Englischen. Meistens gingen die Konversationen dann aber doch nicht über das allgemeine Fragen nach dem Wohlbefinden heraus. Viele Leute waren auch sehr an Deutschland interessiert und stellten mir unheimlich viele Fragen. Trotzdem hat mir das nach einigen Monaten nicht wirklich als Freundschaft gereicht, weil vieles immer oberflächlich blieb und es nie um mich als Persönlichkeit ging. Dieses Problem hat bei mir auch zwischenzeitlich für einen kleinen Einbruch gesorgt, der mir dann letztendlich aber die wertvollsten Erfahrungen meiner Auslandszeit geliefert hat. Der Einbruch hat mich als Persönlichkeit unglaublich gereift und mich zu einem komplett anderen Menschen gemacht. Ich habe gelernt, die kleinsten Dinge im Leben wert zu schätzen und außerdem mich selber zu akzeptieren. Mir sind während des Austauschjahres so viele unterschiedliche Leute begegnet, sei es in der Schule, beim Abarbeiten meiner Sozialstunden im Krankenhaus und in der Bibliothek oder auch in der Familie meiner Gasteltern. Keiner von ihnen war so wie der Andere, denn jeder war einzigartig. Die amerikanische Kultur hat mich unglaublich geprägt, was diese Ansicht betrifft und ich bin unglaublich dankbar dafür. So konnte ich meinen Einbruch hinter mich bringen, obwohl auch noch viele weitere Faktoren dabei eine Rolle spielten. Meine Gasteltern zum Beispiel, die immer für mich da waren und mir jeden Tag eine unglaubliche Liebe entgegenbrachten. Sie machten mit mir viele verschiedene Familienausflüge, sodass ich automatisch auf andere Gedanken kam. Wir waren bei Football-, Basketball- und Baseball-Spielen, verbrachten ein Wochenende bei den Niagarafällen, einige Tage in New York City und in den Frühjahrsferien sogar eine Woche in Florida. Außerdem haben sie mir durch ihre Erlaubnis die Reise nach Hawaii mit meiner Austauschorganisation und 50 anderen Austauschschülern ermöglicht, die wohl die schönste Reise meines bisherigen Lebens gewesen ist. Aber auch meine wahren Freunde, die ich während der Phase des "Schlechtgehens" erst richtig erkannt habe, unterstützten mich unbewusst. Sie kamen auf mich zu und halfen mir mit ihrer Anwesenheit in der Schule und auch an den Wochenenden. Ich konnte ihnen vieles anvertrauen und ohne sie wäre es für mich schwierig geworden wieder auf die Beine zu kommen. Ein nicht zu vergessener Aspekt war aber auch meine amerikanische Schule. Schon nach wenigen Monaten fühlte ich mich ihr mehr verbunden, als ich es je bei meiner deutschen Schule getan hätte. Jedes Wochenende gab es ein Event, ob nun Football-, Basketball- oder Baseball-Spiel unserer Schulmannschaften oder auch Wettkämpfe des Leichtathletik- Teams, von dem ich während des Winters und Frühlings selbst ein Teil wurde. Bei jedem Spiel wurde man von Euphorie überschwemmt und selbst für die eigene Schule antreten zu dürfen, war sowieso das tollste Gefühl, das es geben konnte. Ob man es nun glaubt oder nicht, auch der Unterrichtsstoff trug viel zu meiner positiven Auslandserfahrung bei. In den USA habe ich durch die Fächer Biologie und Anatomie nochmal eine Bestätigung für mein wissenschaftliches Interesse und meinen Traum, eine medizinisch orientierte Karriere zu verfolgen, bekommen.
Der Englischunterricht hat für riesige sprachliche Fortschritte gesorgt und außerdem habe ich durch den Unterricht meine literarische Ader entdeckt. Die Halbjahresarbeit in Form eines sieben-seitigen Aufsatzes habe ich dem Thema "Sinn des Lebens" gewidmet, was das Resultat meiner bis dahin verbrachten Monate in Amerika gewesen war.
Ich persönlich habe mein Jahr in gewisser Weise meinem Sinn des Lebens gewidmet, denn die Erfahrung sich mit dem bloßen Thema einfach nur auseinandergesetzt zu haben, ist schon eine Erfahrung so groß wie keine andere. Bei all den erlebten Dingen musste ich mir die Frage einfach stellen. Wofür bin ich da und wofür mache ich all das? Eine eindeutige Antwort gibt es nicht und ob es sie je geben wird, ist fraglich, doch was zählt ist das, was ich aus diesen zehn Monaten fürs Leben mitgenommen habe. Ich habe starke Freundschaften geschlossen und die amerikanische Kultur kennen gelernt. Ich habe die Vielfältigkeit des Landes und die Offenheit der Menschen erfahren dürfen. Ich habe durch die politischen Diskussionen mit meinem Gastvater tolle Einblicke in die amerikanische Politik gewonnen. Ich selber bin zum amerikanischen Demokrat geworden und habe mich zwischen den Republikanern meiner Gegend behaupten können. Ich habe sowohl Amerika, als auch Deutschland für ganz verschiedene Dinge wert zu schätzen gelernt. Ich wurde von dem "Spirit" in meiner amerikanischen High School überwältigt und bewundere die vielen verschiedenen Entwicklungsmöglichkeiten, die sich den Jugendlichen dort bieten. Auf der anderen Seite ist mir die Fortschrittlichkeit des deutschen Sozialsystems vor Augen geführt worden und das Amerika in dieser Hinsicht schon fast zurückgeblieben wirkt. Trotzdem haben mir die zehn Monate auch Aufschluss auf die Hintergründe vieler Ansichten der Amerikaner gegeben. Es ist eine Nation gefüllt mit Patrioten, die ihr Land lieben wie kein anderes und es ist mir eine Ehre, Teil dieser Gemeinschaft gewesen zu sein. In meinem Herzen werde ich wahrscheinlich für immer ein Stückchen amerikanisch bleiben und nun habe ich ein zweites Zuhause auf der anderen Seite des Atlantiks. Ein Zuhause, das ich nie vergessen werde und das immer in Verbindung mit den zahlreichen Erfahrungen meiner tollen Zeit stehen wird.