Sonntag, 14. September 2014

Ein Jahr der Extreme. Ein Jahr für die Ewigkeit. Ein Jahr in Amerika.

Wir schreiben den Morgen des 24. Augusts 2013. Einen Morgen, den ich auch noch nach einem Jahr genau so gut in Erinnerung habe, als wäre es gestern. Mein Wecker klingelte gegen vier Uhr morgens, doch eigentlich war ich schon wach, bevor er überhaupt das erste Klingeln von sich geben konnte. Die verschiedensten Gefühle hatten mich schon fast die ganze Nacht lang wach gehalten, was bei der Bedeutung des kommenden Tages auch nicht verwunderlich war. Zehn Monate würde ich weit von Zuhause weg verbringen. Weit entfernt von alldem, was ich über die damals 16 Jahre meiner Lebenszeit hinweg aufgebaut habe. Zwischen mir und all diesen Dingen würde morgen schon ein riesiger Ozean liegen. Die gesamte Tragweite meines Vorhabens war mir zum damaligen Zeitpunkt nicht in entferntester Weise bewusst. Einerseits herrschte in meinem Kopf ein komplettes Gefühlschaos, das von Angst und Unglauben, bis hin zu totaler Aufregung, alles Erdenkliche parat hatte. Andererseits war da nur eine einzige, füllende Leere. Meine Vorstellungskraft reichte nicht aus, um sich die lange Zeitspanne von zehn Monaten vor Augen führen zu können. Immer wieder erwischte ich mich dabei, wie ich kopfschüttelnd und gleichzeitig lächelnd durch unser Haus lief. Ich schien vor Energie zu explodieren, obwohl ich mich eigentlich am Liebsten unter meine Decke gekauert hätte. Trotzdem wäre ich, wenn es nach mir gegangen wäre, schon viele Wochen früher in die USA geflogen. Das ständige Warten auf den Abflug hatte mich verrückt gemacht, doch nun war der Tag endlich gekommen. Ich konnte es kaum noch erwarten.
Die Stimmung auf dem Weg zum Hamburger Flughafen hätte nicht bedrückender sein können. Meine beiden Eltern, mein Bruder und ein guter Freund begleiteten mich, aber ich schien der Einzige zu sein, der noch irgendetwas Positives an meiner Abreise finden konnte. Am Flughafen ging dann alles wahnsinnig schnell und bevor ich mich versah, saß ich auch schon im Flieger nach Frankfurt. Diese ersten Stunden meiner unglaublichen Reise erscheinen mir rückblickend wie ein Traum. Ein Traum der wahr geworden war und der ein bisschen Zeit brauchte, um sich in meinem Kopf in Realität zu verwandeln. 
Meinen ersten Schritt auf amerikanischem Boden tat ich am Flughafen von Chicago. Nun war ich endlich da und schon total aufgeregt auf meine Gastfamilie, die ich aber erst gegen späten Abend erreichen würde. Erst zwei Wochen vor meinem Abflug hatte ich erfahren, wer meine beiden Gasteltern sein würden. Damit wurde natürlich auch endlich klar, wo es für mich hingehen würde. Mein Ziel hieß Rochester im Staat New York und mich erwartete ein tolles Einfamilienhaus mit einer Gastmutter und einem Gastvater. Diese beiden Personen würden sich im Laufe des Jahres zu einem der wichtigsten Bestandteile meines Aufenthaltes entwickeln und auch heute kann ich meine Dankbarkeit noch nicht in Worte fassen. Schon am Abend meiner Ankunft kristallisierte sich heraus, dass es eine wunderbare Zeit werden würde. Sie brachten mir von Anfang an eine unglaubliche Wärme entgegen und vermittelten mir zu jeder Zeit das Gefühl, dass ich willkommen war. Nichts desto trotz haben sie auch schon ganz zu Beginn eine strenge Linie bezüglich der Regeln verfolgt, um somit künftige Missverständnisse zu vermeiden. Durch ihre Art mit mir umzugehen, habe ich die Schule nie vernachlässigt, weil ich sie immer stolz machen wollte, ohne mich auch nur in geringster Weise unter Druck gesetzt zu fühlen. Meine sozialen Kontakte haben sie dennoch sehr wert geschätzt und mir genügend Spielraum für Verabredungen und sondergleichen gelassen. Am ersten Wochenende bekam ich meine Gasteltern dann aber doch recht wenig zu sehen, weil sie beide beruflich viel zu tun hatten. So hatte ich ein bisschen Zeit, mich an alles zu gewöhnen und das war auch gar nicht schlecht. Auf dem Weg vom Flughafen zu unserem Haus hatte mich die unglaubliche Freiheit des Highways schon ziemlich beeindruckt. Überall schien es so viel Platz zu geben und beim morgendlichen Spaziergang durch meine Wohnsiedlung wurde sofort klar, dass sich dieser Eindruck fortwährend bestätigen würde. Die Häuser waren alle ziemlich groß und die Gärten konnten sich auch blicken lassen. Nirgendswo erblickt man Zäune oder Hecken, die die Grundstücke voneinander trennten. Alles schien wie eine einzige Einheit und dadurch begegnete man überall dem Gefühl von Freiheit. Einer unserer Nachbarn und außerdem guter Freund meiner Gasteltern wurde ziemlich schnell auf mich aufmerksam und bot mir an, die Gegend in seinem typisch amerikanischen Cabrio zu erkunden. Somit verbrachte ich meinen ersten richtigen Tag auf dem neuen Kontinent mit einem Rundgang durch meine zukünftige High School und einer kleinen Stadtführung durch den nächstgelegenen Ort Victor. Außerdem machte er mich gleich mit dem Fußballcoach meiner High School bekannt, sodass ich schon für das erste Training in der kommenden Woche eingeladen war.
Mit dem Beginn der Schule hatte einer der wohl größten Aspekte meines Aufenthaltes in Amerika begonnen. Die ersten Tage lang lief ich noch ein wenig verplant durch das Schulgebäude. Zum Glück hatte ich schon mit ein paar Leuten aus meiner Wohnsiedlung Bekanntschaft gemacht. Dadurch hatte ich eigentlich immer jemanden, der mir zur Seite stand wenn ich mal Fragen hatte. Als dann das offizielle Fußballtraining des High School Teams begann, brauchte ich mir darum sowieso keine Sorgen mehr machen. Ein Teil der Mannschaft zu sein, zog mich in den wahren "Spirit" einer amerikanischen Schule. Plötzlich fühlte ich mich meiner Schule verbunden, obwohl ich doch erst vor so kurzem angekommen war. Außerdem schloss ich meine ersten Freundschaften und schaute schon mit voller Vorfreude auf die kommende Zeit.
Die ersten Wochen übertrumpften alle meine Erwartungen. Jeden Morgen traf ich auf neue Leute, die alle interessiert an meiner Herkunft waren und unbedingt mehr über den "fremden" Deutschen erfahren wollten. Langsam begann ich mich komplett an die Sprache zu gewöhnen und in meinen gewählten Fächern aktiv mitzuwirken. Nach der Schule ging es zum Fußballtraining und nach kurzer Zeit lief ich auch schon für die ersten Spiele gegen andere Schulen der Umgebung auf. Das Schulgebäude mit den über tausend Schülern bereitete mir nur noch wenig Orientierungsprobleme und auf den vielen Sportplätzen des Schulgeländes fand ich mich auch schon einigermaßen gut zurecht. Langsam begann die anfängliche Euphorie der Anderen über meine Ankunft abzuebben und ich konnte nun vollkommen in den normalen Schultag eintauchen. 
Die Wochenenden verbrachte ich mit meinen Gasteltern und neu gewonnenen Freunden. Feste Freundschaften zu schließen, blieb über die zehn Monate hinweg eine ganz große Herausforderung. Ich hatte kein Problem mit Leuten ins Gespräch zu kommen, denn ich machte täglich große Fortschritte im Englischen. Meistens gingen die Konversationen dann aber doch nicht über das allgemeine Fragen nach dem Wohlbefinden heraus. Viele Leute waren auch sehr an Deutschland interessiert und stellten mir unheimlich viele Fragen. Trotzdem hat mir das nach einigen Monaten nicht wirklich als Freundschaft gereicht, weil vieles immer oberflächlich blieb und es nie um mich als Persönlichkeit ging. Dieses Problem hat bei mir auch zwischenzeitlich für einen kleinen Einbruch gesorgt, der mir dann letztendlich aber die wertvollsten Erfahrungen meiner Auslandszeit geliefert hat. Der Einbruch hat mich als Persönlichkeit unglaublich gereift und mich zu einem komplett anderen Menschen gemacht. Ich habe gelernt, die kleinsten Dinge im Leben wert zu schätzen und außerdem mich selber zu akzeptieren. Mir sind während des Austauschjahres so viele unterschiedliche Leute begegnet, sei es in der Schule, beim Abarbeiten meiner Sozialstunden im Krankenhaus und in der Bibliothek oder auch in der Familie meiner Gasteltern. Keiner von ihnen war so wie der Andere, denn jeder war einzigartig. Die amerikanische Kultur hat mich unglaublich geprägt, was diese Ansicht betrifft und ich bin unglaublich dankbar dafür. So konnte ich meinen Einbruch hinter mich bringen, obwohl auch noch viele weitere Faktoren dabei eine Rolle spielten. Meine Gasteltern zum Beispiel, die immer für mich da waren und mir jeden Tag eine unglaubliche Liebe entgegenbrachten. Sie machten mit mir viele verschiedene Familienausflüge, sodass ich automatisch auf andere Gedanken kam. Wir waren bei Football-, Basketball- und Baseball-Spielen, verbrachten ein Wochenende bei den Niagarafällen, einige Tage in New York City und in den Frühjahrsferien sogar eine Woche in Florida. Außerdem haben sie mir durch ihre Erlaubnis die Reise nach Hawaii mit meiner Austauschorganisation und 50 anderen Austauschschülern ermöglicht, die wohl die schönste Reise meines bisherigen Lebens gewesen ist. Aber auch meine wahren Freunde, die ich während der Phase des "Schlechtgehens" erst richtig erkannt habe, unterstützten mich unbewusst. Sie kamen auf mich zu und halfen mir mit ihrer Anwesenheit in der Schule und auch an den Wochenenden. Ich konnte ihnen vieles anvertrauen und ohne sie wäre es für mich schwierig geworden wieder auf die Beine zu kommen. Ein nicht zu vergessener Aspekt war aber auch meine amerikanische Schule. Schon nach wenigen Monaten fühlte ich mich ihr mehr verbunden, als ich es je bei meiner deutschen Schule getan hätte. Jedes Wochenende gab es ein Event, ob nun Football-, Basketball- oder Baseball-Spiel unserer Schulmannschaften oder auch Wettkämpfe des Leichtathletik- Teams, von dem ich während des Winters und Frühlings selbst ein Teil wurde. Bei jedem Spiel wurde man von Euphorie überschwemmt und selbst für die eigene Schule antreten zu dürfen, war sowieso das tollste Gefühl, das es geben konnte. Ob man es nun glaubt oder nicht, auch der Unterrichtsstoff trug viel zu meiner positiven Auslandserfahrung bei. In den USA habe ich durch die Fächer Biologie und Anatomie nochmal eine Bestätigung für mein wissenschaftliches Interesse und meinen Traum, eine medizinisch orientierte Karriere zu verfolgen, bekommen. 
Der Englischunterricht hat für riesige sprachliche Fortschritte gesorgt und außerdem habe ich durch den Unterricht meine literarische Ader entdeckt. Die Halbjahresarbeit in Form eines sieben-seitigen Aufsatzes habe ich dem Thema "Sinn des Lebens" gewidmet, was das Resultat meiner bis dahin verbrachten Monate in Amerika gewesen war. 
Ich persönlich habe mein Jahr in gewisser Weise meinem Sinn des Lebens gewidmet, denn die Erfahrung sich mit dem bloßen Thema einfach nur auseinandergesetzt zu haben, ist schon eine Erfahrung so groß wie keine andere. Bei all den erlebten Dingen musste ich mir die Frage einfach stellen. Wofür bin ich da und wofür mache ich all das? Eine eindeutige Antwort gibt es nicht und ob es sie je geben wird, ist fraglich, doch was zählt ist das, was ich aus diesen zehn Monaten fürs Leben mitgenommen habe. Ich habe starke Freundschaften geschlossen und die amerikanische Kultur kennen gelernt. Ich habe die Vielfältigkeit des Landes und die Offenheit der Menschen erfahren dürfen. Ich habe durch die politischen Diskussionen mit meinem Gastvater tolle Einblicke in die amerikanische Politik gewonnen. Ich selber bin zum amerikanischen Demokrat geworden und habe mich zwischen den Republikanern meiner Gegend behaupten können. Ich habe sowohl Amerika, als auch Deutschland für ganz verschiedene Dinge wert zu schätzen gelernt. Ich wurde von dem "Spirit" in meiner amerikanischen High School überwältigt und bewundere die vielen verschiedenen Entwicklungsmöglichkeiten, die sich den Jugendlichen dort bieten. Auf der anderen Seite ist mir die Fortschrittlichkeit des deutschen Sozialsystems vor Augen geführt worden und das Amerika in dieser Hinsicht schon fast zurückgeblieben wirkt. Trotzdem haben mir die zehn Monate auch Aufschluss auf die Hintergründe vieler Ansichten der Amerikaner gegeben. Es ist eine Nation gefüllt mit Patrioten, die ihr Land lieben wie kein anderes und es ist mir eine Ehre, Teil dieser Gemeinschaft gewesen zu sein. In meinem Herzen werde ich wahrscheinlich für immer ein Stückchen amerikanisch bleiben und nun habe ich ein zweites Zuhause auf der anderen Seite des Atlantiks. Ein Zuhause, das ich nie vergessen werde und das immer in Verbindung mit den zahlreichen Erfahrungen meiner tollen Zeit stehen wird.







Mittwoch, 5. März 2014

From New York to Hawaii- My Journey across the Country


Und mal wieder befinde ich mich hoch über den Wolken. Diesmal auf einem Trip, dem ich schon seit meiner Ankunft in Amerika  hinzufiebere: Hawaii. Seit heute Morgen um 10 bin ich auf dem Weg und sitze gerade in meinem zweiten Flieger nach Seattle. Mein erster Flug ging von Rochester nach Detroit und mir sollte dann in Detroit eine stunde Zeit zum Flieger wechseln bleiben. Obwohl wir relativ pünktlich gestartet sind, blieb mir am Ende gar keine Zeit mehr. Mein Boarding für den Flug nach Seattle begann nämlich genau zudem Zeitpunkt, als mein Flieger aus Rochester angedockt hatte und man das Flugzeug verlassen konnte. Natürlich lagen mein Ankunftsgate und das Gate für meinen nächsten Flug, so weit auseinander, wie es nur möglich ist. Somit musste ich einmal komplett durch den gesamten Flughafen laufen und ich rede hier von einem amerikanischen Airport, nicht von einem winzigen deutschen Flughafen. Wie durch ein Wunder habe ich es tatsächlich doch noch geschafft meinen Flieger zu erreichen. Als ich dort dann auf eine andere deutsche Austauschschüler, die ich von meiner Vorbereitungswoche letzten Jahre kenne, traf, war nun auch sicher, dass ich mich am richtigen Gate befand. Alles Andere hätte mich wahrscheinlich in Verzweiflung gestürzt. Das Wiedersehen war schon etwas Besonderes, da wir uns seit unserem gemeinsamen Flug in unser neues Leben letztes Jahr nicht mehr gesehen haben. Dabei war doch für uns beide in der Zwischenzeit so viel passiert! Komischerweise ist Englisch mittlerweile so normal für uns, dass wir uns gar nicht erst angefangen haben auf Deutsch zu unterhalten, sondern automatisch Englisch miteinander sprachen. Deutsch zu sprechen, würde sich einfach nicht richtig anfühlen, obwohl es unsere Muttersprache ist. Dieses Phänomen macht mir mittlerweile schon richtig Angst, denn nach 6 Monaten Amerika fällt mir selbst das Schreiben in Deutsch nicht mehr so einfach. Hoffentlich normalisiert sich das schnell wieder sobald ich wieder zurück nach Deutschland komme. Zurzeit geht es erst mal in die entgegengesetzte Richtung und schon heute Abend werde ich noch vielweiter von Zuhause weg sein, als ich es sowieso schon war. In ein paar Stunden werden wir in Seattle ankommen und dann in den Flieger nach Honolulu steigen. Dieses Mal werden wir nur eine knappe halbe Stunde haben um den Flieger zu wechseln und ich bete jetzt schon, dass wir pünktlich ankommen, sodass wir es noch rechtzeitig schaffen. Von Seattle nach Hawaii werden wir um die 6 Stunden unterwegs sein und dann ist es geschafft. 6000 Meilen und 5 Stunden Zeitunterschied sind überwunden und vergesse nicht, dass ich mich trotz alldem noch immer im gleichen Land befinde werde! Es ist im Grunde nichts Anderes als ein kleiner Ausflug in einen anderen Staat. Kleiner Ausflug unter amerikanischen Verhältnissen, Weltreise unter deutschen Verhältnissen :D Doch alles was danach kommt ist eigentlich viel aufregender. Endlich werde ich dem eisigem Wetter in Rochester entfliehen und für eine Woche wärmere Temperaturen und Sonnenschein genießen. Ich tausche den Schnee einfach mal gegen weiße Strände und den tiefblauen Pazifik ein. Wir haben ein ziemlich straffes Programm, denn obwohl Hawaii nicht zu den Staaten gehört, die so groß wie Deutschland sind, gibt es trotzdem noch viel zu entdecken. Vulkane, Pearl Harbor, endlose Strände, Korallenriffe und natürlich Wellen, die ich während der Woche auf alle Fälle mindestens einen Tag lang surfen werde :D Unser Hotel ist nur wenige Meter vom berühmten Waikiki Beach in der Hauptstadt Honolulu entfernt und das wir auch die Gegend sein, wo wir uns die meiste Zeit lang aufhalten werden. Ich kann es kaum noch erwarten endlich anzukommen! 

Donnerstag, 20. Februar 2014

February Break, Volunteering, Indoor Track & sonstiges aus der letzten Zeit

Endlich ist es wieder so weit. Es fühlt sich an, als wenn ich mich seid Jahren nicht mehr gemeldet habe. Eigentlich habe ich noch über ein paar Ereignisse vom Ende letzten Jahres zu berichten, aber bevor ich damit anfange möchte ich dir einfach mal wieder ein aktuelles Update der Geschehnisse geben.
Mittlerweile scheint ein freier Tag den nächsten zu folgen. Etwas länger als einen Monat ist es her, dass ich Weihnachtsferien gehabt habe und jetzt befinde ich mich gerade mitten in der Woche Frühjahresferien. Zwischendurch gab es auch noch den ein oder anderen Feiertag (zB.: Martin Luther King Day) oder wir hatten frei wegen der eisigen Kälte (gefühlte -30°). Im Gegensatz zu Deutschland  haben wir nämlich das volle Winterprogramm mit Schnee und Kälte. Vor ein paar Wochen habe ich das schon voll ausgenutzt, um mit zwei Freunden Ski fahren zu gehen. Das nächste Skigebiet befindet sich nur etwa 40 Minuten weit weg von hier, was einfach ausgenutzt werden muss.  Nach diesen Ferien sind es nur noch etwas mehr als eine Woche bis ich auf Hawaii die Wellen reiten werde. Dann gibts den kompletten Temperaturumschwung und ich werde mich endlich mal wieder von der Sonne bescheinen lassen dürfen. Darauf folgt ein knapper Monat Schule bis ich meinen Geburtstag während den Osterferien am südlichsten Punkt Amerikas (Key West in Florida!!!) verbringen darf. Mir könnte es definitiv schlechter gehen :D Gerade kann ich die Ferien aber kaum genießen, da ich bei Beatrice im Krankenhaus Freiwilligendienst leiste. Zu Beginn der Woche bin ich noch zu Hause geblieben, um wenigsten ein bisschen ausschlafen zu können. Gestern ging es dann los mit dem Arbeiten, vorerst aber nur inoffiziell als Aushilfe für Beatrice's Sekretärin. Heute hatte ich meinen ersten Tag als offizieller Freiwilligendienstler und es war unglaublich interessant. Ich durfte im chirurgischen Bereich der Klinik aushelfen, was ja genau mein Interesse ist! Am Ende des Tages haben mir die Ärzte sogar erlaubt einen Eingriff mit anzusehen, bei dem sie mit einem Schlauch, der eine kleine Kamera am Ende hatte, in den Magen-Darm Trakt des Patienten gegangen sind, um die Ursache für dessen enorme Beschwerden und Schmerzen zu finden. Morgen werde ich noch mal aushelfen und ich bin schon echt gespannt was mich dann erwartet wird. Mittlerweile habe ich schon fast 40 meiner 50 Freiwilligendienststunden abgearbeitet und ehrlich gesagt bring es richtig Spaß. Bis jetzt habe ich den Dienst hauptsächlich in der Bücherei, der Schule und dem Krankenhaus geleistet und all die Leute, dich ich dabei kennenlerne, sind total an der ganzen Austauschgeschichte interessiert oder auch davon begeistert. So entsteht ein richtig gutes Arbeitsklima und man unterhält sich einfach unglaublich viel. Naja, jedenfalls bleiben mir zurzeit die Abende, an denen ich ein wenig Freizeit habe und mich mit Freunden treffen kann. Letztes Wochenende war ich mit Tim zusammen bei einem Basketballspiel unserer Lieblingsmannschaft: Syracuse. Auch wenn es sich nur um ein Collegeteam handelt, ist die Fangemeinde größer als bei jeder professionellen Basketballmanschaft der USA. Das Stadion war zwar nicht ausverkauft, aber mit mehr als 31 000 fans hat es sich doch schon um eine ganze schön große Menschenmasse gehandelt. Das muss man sich erstmal wirklich vor Augen führen. In Deutschland hieße das, dass irgendeine Universität eine eigene Fußballmannschaft haben müsste, es auf dem Campus ein Stadion mit 31 000 Sitzplätzen gäbe und dann auch noch so viele Leute zum Spiel kommen würden. So weit geht die deutsche Liebe zu Sport dann aber doch nicht, aber die amerikanische Liebe schon.
Zu Beginn dieser Woche habe ich zum ersten Mal richtig Mist gebaut. Ich kann von Glück reden, dass mir bis zu dem Zeitpunkt noch überhaupt kein Mist unterlaufen ist. Das hat dafür gesorgt, dass Tim und Beatrice alles nur halb so Wild gesehen haben. Ich bin abends zum Kumpel rüber. Eigentlich sollte ich um spätestens Mitternacht wieder da sein, hab dann aber total die Zeit vergessen und bin am Ende erst um kurz vor eins Zuhause gewesen. Ich hatte schon eine gigantische Standpauke erwartet, aber am nächsten Tag hat Tim mich nur einmal kurz gefragt, warum ich denn erst so spät wieder Zuhause gewesen sei und meinte dann, dass das nicht noch einmal vorkommen soll. Das wars damit aber auch schon. Ich glaube, dass mich Zuhause in Deutschland etwas komplett anderes erwartet hätte und auch hier war ich von Schlimmerem ausgegangen. Es scheint aber echt so zu sein, dass Beatrice und Tim wissen, dass mir das normalerweise nicht passiert und deswegen den Ausrutscher als Ausnahme ansehen. Jetzt muss ich definitiv aufpassen, dass ich in Zukunft besser auf die Uhr achte! Wie du also siehst, läuft es mit meinen beiden Gasteltern weiterhin super und auch mir persönlich geht es nach wie vor unglaublich gut. Die Sprache macht mir mittlerweile gar keine Probleme mehr und es ist schon etwas komisch jetzt plötzlich in deutsch zu schreiben. Die letzten Male Skypen haben schon gezeigt, dass auch das Sprechen nicht mehr so leicht ist. Manchmal will mir das deutsche Wort nach dem ich suche einfach nicht einfallen :D
Schulisch läuft zurzeit alles rund. Vor zwei Wochen haben wir Halbjahresprüfungen geschrieben und das war alles andere als einfach. Eine Woche lang haben jeden Tag bis auf Freitag dreistündige Prüfungen stattgefunden und im Voraus hatte ich schon meine Spanischprüfung hinter mich gebracht Am Montag der Prüfungswoche habe ich mit meiner Geschichtsprüfung angefangen: 60 multiple choice- fragen und zwei Aufsätze (jeweils 4-5 Seiten). Am Dienstag Vormittag ging es mit Englisch weiter: 40 multiple choice-fragen und zwei Aufsätze (jeweils 4 Seiten). Dienstag Nachmittag stand Mathe an und am Mittwoch Biologie: 50 multiple choice- fragen, einen Aufsatz (3 Seiten) und analysieren eines Experiments. Am Donnerstag hatte ich einen verdienten freien Tag! Meine Noten in den ganzen Prüfungen waren bis auf Englisch und Biologie alle über 95%. Englisch ist leider nur eine 89% geworden und Biologie war eine 91%. Trotzdem ist mein Halbjahreszeugnis mit einem 96,167%- Durchschnitt genau so wie ich es wollte. Ich weiß gar nicht ob ich mein ersten Zeugnis erwähnt habe. Da meine High School das Schuljahr in vier Abschnitte, auch "Quarters" genannt, unterteilt, gibt es nämlich insgesamt vier Zeugnisse und mein Erstes habe ich natürlich schon vor einer Weile bekommen. Darin hatte ich einen Durchschnitt von 96%, womit ich auch schon sehr zufrieden war:)
Sportmäßig habe ich diesen Winter Indoor Track gemacht, da Fußball ja nur im Herbst gewesen ist. Indoor Track ist im Grunde nichts anderes als Leichtathletik nur halt "indoors". Ende November letzten Jahres ging es mit den Vorbereitungen für die ersten Wettkämpfe los. Das hieß, dass jeden Tag nah der Schule für zwei Stunden Training angesagt war. Ich hab mich der Gruppe der Distanzläufer angeschlossen, da ich weder gut im Sprinten, noch in Weit-/Hochsprung oder Kugelstoßen bin. Leider sind die Distanzläufer aber auch diejenigen, die am meisten Ausdauer brauchen und deswegen am härtesten trainieren müssen. Wie du dir vorstellen kannst, war es für mich besonders am Anfang nicht einfach mit den Läufern mitzuhalten, die schon seit Jahren jeden Tag laufen. Zum Glück fand der erste Wettkampf erst zu Beginn der Weihnachtsferien statt, sodass ich noch genug Zeit hatte mir meine Ausdauer soweit zu verbessern, dass ich einigermaßen mithalten konnte. Am Ende habe ich im 1000m (3:28) und 1600m (5:50) Event teilgenommen. Mit meinen Zeiten war ich eigentlich zufrieden, doch da war definitiv noch Raum für Verbesserung. Von Wettkampf zu Wettkampf habe ich mich immer wieder ein wenig verbessert. Solche Wettkämpfe finden immer an Wochenenden statt und dauern meistens einen ganzen Tag lang. Es gibt einfach so viele verschiedene Events und jedes Event hat noch mal eigenen Durchgänge, denen die Läufer je nach Bestzeiten zugeordnet werden. Am Anfang bin ich immer in einem der letzten Durchgänge gewesen, weil die Zeiten der Anderen einfach wesentlich besser waren, aber mit der Zeit konnte man mich schon in einigen der ersten Durchgänge vorfinden. Die Saison habe ich dann mit einem ersten Platz und einer neuen Bestzeit in meinem Durchgang für das 1000m Event beendet; 3:12!! Auch wenn das nicht die schnellste Zeit ist, war ich damit ziemlich glücklich. Nun ist alles aber auch leider schon wieder vorbei. Es war wirklich ein tolle Zeit , vor allem weil man sich richtig gut mit den anderen Leichtathleten befreundet hat und zwischen den Events des Wettkampfes viel Zeit zusammen verbracht hat. Man hat sich gegenseitig unterstützt und angefeuert. Ganz besonders aber zusammen gekämpft. Ich werde auf alle Fälle mit dem Laufen weiter machen und dann im Frühling Teil des Outdoor Track Teams werden. Zurzeit kann ich aber vorerst gar nicht trainieren, da ich draußen wahrscheinlich erfrieren würde ;D
Zurzeit ist für uns aber ein bisschen Sommer angesagt, denn das Thermometer ist hoch zu fünf grad geklettert. Es ist schon unglaublich wie warm es sich anfühlt nachdem man Wochen mit Temperaturen ausschließlich im Minusbereich klar kommen musste.
Ich glaube, dass ich damit zumindest vorerst alles Aktuelle zusammen gefasst habe. Morgen werde ich endlich mal die Bilder von New York City auf meinen Computer ziehen und dann komme ich hoffentlich spätestens übermorgen dazu, dir über diesen unglaublichen Trip zu berichten.
Ach, bevor ich es vergessen, falls es dir noch nicht aufgefallen ist, mittlerweile ist es schon einen Monat her, dass ich Halbzeit hatte! :) Die Hälfte meiner Zeit ist rum und ich kann es selber kaum fassen. Ich erinnere mich noch gut an den Moment meiner Abreise, als mein Gewissen den Zeitraum von 10 Monaten einfach nicht ausmahlen konnte. Jetzt sind es plötzlich nur noch vier Weitere und dann gehts zurück nach Hause. Alles was noch vor mir liegt ist kürzer als was ich schon hinter mir hab und es macht mich einerseits glücklich, aber anderseits echt traurig und dieses Gefühl überwiegt zurzeit auch noch alles Andere. Ich denke jetzt einfach nur noch an das was vor mir liegt und versuche es so gut wie möglich zu genießen. Es wäre bescheuert heute schon anzufangen über meine Abreise zu weinen! Es sind schließlich auch NOCH vier Monate :)
Mit diesen Worten wünsche ich dir ein schönes Wochenende und hoffentlich bis spätestens Übermorgen!
Meine Spanischklasse

Ein bisschen Spaß in der Schule darf auch mal sein :D

Laufwettkampf: 1600m Event